Autor:  14.08.2006, letztes Update: 15.08.2018
Wertung: 1.0

Parkan 2 ist eine Katastrophe im All

Parkan 2
Parkan 2

Parkan 2 im Test: Die Weltraumsimulation verspricht grenzenlose Freiheit. Doch eben diese grenzenlose Freiheit bricht dem Spiel des russischen Entwicklers Nikita leider das Genick. Warum? Das wollen wir Euch an dieser Stelle gerne verraten.

Vergangenheitsbewältigung

Die Geschichte, die Parkan 2 zu erzählen versucht, präsentiert sich ziemlich schlicht. Der Held reist in die Vergangenheit zurück, um den Ursprung einer toten Zone im Lentis Sternenhaufen zu klären und letztlich dessen Entstehung 17 Jahre später zu verhindern.

Dazu erzählt das Handbuch die Vorgeschichte. Ihr müsst den ersten Teil also nicht kennen. Es wird vom Handels-NET und dem grünen Ring berichtet, von Kolonien und Rebellionen. Ihr erfahrt auch von geheimen Experimenten und wilden Hypothesen, in zwei verschiedenen Zeitrechnungen. Aber all das könnt Ihr getrost vergessen. Schließlich seid Ihr ja in Parkan 2 in die Vergangenheit gereist, um eben diese wirre Geschichte zu ändern.

Namenloser Held

Also schlüpft Ihr in den Raumanzug des namenlosen Helden und reist in die Vergangenheit. Kiara, die künstliche Intelligenz des Schiffes, informiert Euch über Schäden an Bord. Ihr sollt besser den nächsten Planeten aufsuchen, um Reparaturen auszuführen. Gesagt, getan. Schon befindet Ihr Euch auf dem ersten von vermutlich 3000 bis 5000 Monden und Planeten. Denn im Parkan 2 gilt es über 500 Sternensysteme mit bis zu zehn Monden, Planeten und Asteroidengürteln zu erkunden.

Ihr nehmt gleich den ersten Auftrag an. Auf einem nahe gelegenen Planeten soll ein gestrandetes Piratenschiff geborgen werden. Doch kaum gelandet, wird die gerade erst reparierte Parkan geklaut. Also schnappt Ihr Euch einfach die Rostlaube der Piraten. Schließlich müsst Ihr ja irgendwie von diesem öden Klumpen im All wieder runter.

WASD im All

Das neue Schiff steuert sich nicht anders als das alte. Gesteuert wird das Stück Metall mit einer Kombination aus Maus und Tastatur (WASD). Geschossen wird wie gewohnt mit der Maus. Die rechte Taste verschießt Raketen, die linke Laser und Geschütze. Seid Ihr zu Fuß unterwegs, bleibt die Steuerung identisch. Einzig die Feuertasten für Energiewaffen und Raketen sind vertauscht. Und dass, obwohl die Anzeige im HUD die gleiche wie im Raumschiff ist. Dies führt immer wieder zu leichter Konfusion. Genreüblich verfügt die Steuerung über eine Vielzahl weiterer Tasten für Handel, Inventar, Logbuch und so weiter. Jedoch erschlägt sie einen nicht und ist schnell zu beherrschen. Zudem erklärt ein optionales Tutorial die Handhabung.

Der Weltraum wartet

In Parkan 2 seid Ihr immer wieder in Missionen auch auf der Planetenoberfläche unterwegs, oder an Bord von Raumschiffen. Mal müsst Ihr Transportschiffe beschützen, mal Waren ausliefern. Spionageaufträge oder das Erobern feindlicher Schiffe gehört ebenso zu Eurem Repertoire.

In Parkan 2 gibt es sechs verschiedene Fraktionen, die Klans genannt werden. Sie haben kaum Auswirkungen auf das Spiel. Jeder Klan bewohnt ein anderes System. Von Zwistigkeiten zwischen einzelnen Parteien merkt Ihr nur sehr wenig. Es sei denn, Ihr nehmt Missionen an, die damit zu tun haben. Meistens führt Ihr Missionen nur aus, wenn Ihr Treibstoff benötigt. Der dient als Währung im Spiel. Damit könnt Ihr Euch bessere Ausrüstung für das Schiff oder den Kampfanzug kaufen. Oder Ihr wollt die Beziehungen zur jeweiligen Partei verbessern. Denn nur so kommt Ihr an wichtige Informationen für die Story-Missionen.

Sidequests werden langweilig

Die optionalen Missionen werden mit der Zeit schnell langweilig. Ihr kämpft immer wieder gegen die gleichen Roboter- und Schiffsmodelle. Auch deren künstliche Intelligenz lässt arg zu wünschen übrig. Die Basen und Raumstationen sehen darüber hinaus auch immer gleich aus. Die Planetenoberflächen bieten im Gegensatz zu Schiffen und Gegnern ein wenig mehr Abwechslung. Mal schweben leuchtende Quallen durch die Luft, mal ziehen sich Plasmabänder am Himmel entlang. Es fällt sogar Schnee auf Eislandschaften. Leider ist ansonsten wenig los auf den Planeten.

Grafik und Sound überzeugen nicht

Allgemein beeindruckt uns die Grafik nicht. Gerade im Vergleich mit aktuellen Genregrößen wie X3: Reunion überzeugt es nicht. Das kann daran liegen, dass Parkan 2 schon seit über einem Jahr in Russland auf dem Markt ist. Zu allem Überfluss ruckelt das Spiel selbst in niedrigen Auflösungen sehr stark.

Beim Sound regen sich ebenfalls Zweifel. Die Hintergrundmusik überzeugt uns noch. Doch die Schrittgeräusche der Spielfigur wirken total künstlich. Die Androiden sprechen mit der immer gleichen Stimme. Sie sagen Sätze wie: „Jetzt reiße ich dich in Stücke, dummer Affenmann!“ Die Kampfgeräusche von Explosionen und Waffen überzeugen wenigstens.

Wahlfreiheit

Parkan 2 lässt Euch jede Menge Freiheiten. Ihr entscheidet selbst, in welches Sonnensystem Ihr als nächstes reist, oder welchen Planeten Ihr besucht. Zwischen den einzelnen Planeten reist Ihr per flottem Autopiloten. Das Ziel wählt Ihr komfortabel auf einer Karte. Mit lediglich vier Klicks erreicht Ihr jeden gewünschten Ort.

Bei der Auswahl der Missionen werden Euch ebenfalls keine Steine in den Weg gelegt. Es ist Euch überlassen, ob Ihr den Story-Missionen folgt oder vorher noch Nebenmission absolviert. So könnt Ihr Euch einen stärkeren Antrieb oder besseren Sensor leisten, oder sogar ein ganz neues Schiff kaufen.

Der Zufall reist mit

Euer Flug durch das All wird immer wieder von Zufallsereignissen unterbrochen. Mal bietet Euch ein Händler neue Aufträge oder ein Geschäft an. Mal stellen sich Euch Piraten in den Weg. Ihr könnt gegnerische Schiffe während des Kampfes entern. An Bord vernichtet Ihr einfach jeden der strohdummen Gegner und schon aktiviert sich die Selbstzerstörung. Jedoch verliert man bei mehr als zwei Etagen leicht den Überblick. Zum Glück markiert die Zielerfassung automatisch das nächste Ziel. Ihr könnt auf die Unterstützung von bis zu zwölf Kampfbots zurückgreifen. Zumindest, wenn Ihr welche besitzt. Je sechs dienen für Kämpfe im All und die anderen auf Planeten. Zerstörte Schiffe hinterlassen Ausrüstung und Waren. Die könnt Ihr per Transporterstrahl einsammeln.

Es wird gespeichert, was das Zeug hält

Ihr könnt jederzeit speichern. Darüber hinaus legt das Spiel bei Andock- und Landemanövern, sowie bei Systemsprüngen automatisch Spielstände an. Habt Ihr einen Planeten und dessen Orbit von Piraten gesäubert und das Hauptterminal des Raumhafens mit dem entsprechenden Codeschlüssel geknackt, könnt Ihr den Planeten übernehmen. Mit den entsprechenden Mitteln baut Ihr ihn zur eigenen Kolonie aus. Errichtet Minen, Fabriken und Reparaturstationen. Denn dann könnt Ihr von da an kostenlos Waren und Treibstoff produzieren oder Euer Schiff reparieren lassen.

Kleinigkeiten

Parkan 2 erlaubt sich ein paar Unzulänglichkeiten. Ihr könnt Spielständen keine eigenen Namen geben. Auch reagiert der Mauszeiger im Hauptmenü äußerst träge. Im Inventar fehlt eine Sortierfunktion und stapelbare Objekte wären hilfreich gewesen, um die Übersichtlichkeit zu verbessern. Selbst in das Handbuch hat sich der eine oder andere Fehler eingeschlichen. So steht dort zum Beispiel, dass die Taste Y das Nachrichtenfenster öffnet. Im Spiel geschieht dies dann aber über die Taste Z. Mit Y ladet Ihr die Waffen nach. Ein eher kurioser Fehler taucht in Sektor Blau auf. Dort ist der Dolch-Klan zuhause. Leider nennt sich der Klan der Piraten ebenfalls Dolch-Klan. Es kann passieren, dass Ihr ein Transportschiff des Dolch-Klans beschützen sollt, das gerade von den Piraten des Dolch-Klans angegriffen wird.

Bis hierher hätte sich Parkan 2 eine Wertung über Durchschnitt verdient. Doch leider trüben andere Mängel den Eindruck ganz gewaltig.

Schiffbruch erlitten

Schon beim ersten Spielstart zeigen sich erhebliche Grafikfehler. Große, weiße, dreieckige Flächen blitzen immer wieder auf dem Monitor auf. Ihr könnt diesen Fehler noch sehr einfach durch das Abschalten der Option „prozessorspezifische Grafikpipeline“ beheben.

Aber immer wieder kommt zu Scriptfehlern, die zum Absturz des Spiels führen und darüber hinaus meistens den letzten angelegten Spielstand beschädigen. Dazu kommt es meistens dann, wenn Ihr die vom Spiel angebotene Freiheit wirklich nutzt. Immer, wenn Ihr das enge Korsett der Missionen verlasst. Oder wenn Ihr Basen einnehmt, ohne dass es im Rahmen einer Mission verlangt wird. Auch wenn Ihr den falschen Gegner zum falschen Zeitpunkt vernichtet, stürzt Parkan 2 gnadenlos ab. Besonders schlimm ist das, wenn dies kurz vor Ende des Spiels geschieht. Wenn dann ein intakter Spielstand fehlt, dürft Ihr wieder von vorne beginnen. Selbst das Speichern während eines Kampfes kann zum Absturz führen. Entsprechend laut sind die Stimmen in den Parkan-2-Foren, die nach einem Patch verlangen.

Was in diesem Zusammenhang noch zusätzlich ins Gewicht fällt, ist der Fakt, dass Parkan 2 bereits seit Mai 2005 in Russland erhältlich ist und zumindest am Anfang mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatte, an denen nun die deutsche Version krankt.

Fazit

Meine Aufgabe lautet den Leser und potenziellen Käufer eines Spiels zu informieren und bei guten Titeln das Interesse zu wecken und eben vor schlechten Titeln zu warnen, damit man sein sauer verdientes Geld nicht umsonst aus dem Fenster wirft. Parkan 2 ist ein solches Spiel, vor dem ich bis hierhin, ohne Patch, nur warnen kann. Schließlich sind wir als Spielemagazin, egal ob Onlinemagazin oder gedrucktes Heft, quasi die Stiftung Warentest der Spieleindustrie.

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