Vor knapp zwei Jahren wurden meine nicht vorhandenen künstlerischen Fähigkeiten erstmals auf die Probe gestellt. Art Academy ist ein „Spiel“, das euch spielerisch das Zeichnen beibringen möchte. Allerdings verflog damals rasch die Geduld, da sich bei mir keine Erfolgserlebnisse einstellten, sondern viel mehr der Gedanke, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin. Mit New Art Academy für den Nintendo 3DS (XL) geht der Unterricht in die nächste Runde und soll um einiges besser sein. Ich habe also noch mal den Pinsel rausgeholt. Ob es nun funktioniert hat, wie das Spiel ist und ob es empfehlenswert ist, erfahrt ihr in unserem Test.
Zunächst empfiehlt es sich natürlich, die ganzen Lektionen von unserem altbekannten Vince durchzuarbeiten. Dabei lernt man erst mal grundlegend, wie das Spiel selbst zu handhaben ist. Selbstverständlich werden auch alle Optionen genauestens erläutert – zum Beispiel welchen Pinsel ihr wann nehmen müsst, welche Bleistiftstärke ihr nutzen sollt, wie man Schatten in das Bild einzeichnet, auch Fachbegriffe innerhalb der Kunstszene werden euch näher gebracht.
Den Anfang macht eine Kirsche. Diese liegt auf einer Oberfläche, die den Schatten und den Umriss des Obstes darstellt. Wow, so etwas darf ich zeichnen? Nach wie vor war ich ein wenig skeptisch, da ich so was nie hinbringen würde. Dabei dürft ihr nicht einfach loszeichnen, sondern malt vorerst einen Kreis. Dabei macht Vince immer alles vor, danach seid ihr an der Reihe, Schritt für Schritt.
Leider sollten aber gerade in den ersten Lernabschnitten auch Motivationspunkte enthalten sein in Form von Lob oder Kritik. Eigentlich ist es völlig egal, was genau ihr zeichnet, denn Vince kommentiert das überhaupt nicht. Wenn ihr anstatt der Kirsche eine Fahne zeichnet, dann ist es trotzdem okay. Sicherlich ergibt es keinen Sinn was komplett anderes zu zeichnen, dennoch wären ein paar Worte von Vince in Bezug auf unsere „Kunst“ sicherlich hilfreich gewesen. Später stellt man dann die Kirsche fertig, et voilà, man darf sein Bild in seine persönliche Galerie hängen. Für meine beiden linken Hände hat das Bild sogar relativ gut ausgesehen und auch hier heißt es ganz klar: Übung macht den Meister!
Natürlich wird es im Laufe der Zeit sehr viel aufwendiger. Habt ihr die Kirsche gezeichnet und somit die Lektion gemeistert, schaltet ihr weitere Übungen frei. Anschließend müsst ihr eine Blume, einen Fisch oder gar Sehenswürdigkeiten nachzeichnen, die natürlich dementsprechend komplexer sind.
Die Steuerung erfolgt logischerweise komplett am Touchscreen. Dabei ist alles sehr übersichtlich und sauber strukturiert. Mit nur wenigen „Klicks“ kommt ihr zu eurer Pinsel- und Farbauswahl, die ihr für eure Meisterwerke benötigt.
Bei den Lektionen ist natürlich Vince immer für euch da und erklärt euch genau, welche Utensilien ihr nutzen müsst, um erfolgreich weitermalen zu können. Die Eingaben reagieren zwar im Großen und Ganzen einwandfrei, aber trotzdem fehlt es etwas an Feingefühl. Die Zoomfunktion verschafft hier aber Abhilfe, sodass dieses Manko nicht weiter schlimm ist. An manchen Stellen müsst ihr sogar den Zoom verwenden, da ihr dermaßen detailliert zeichnen müsst, dass es ohne gar nicht möglich wäre.
Die einzelnen Lektionen sind tatsächlich sehr hilfreich und machen wirklich viel Spaß. Man lernt wirklich sehr viel, auch Menschen mit zwei linken Händen werden ihren Erfolg haben. Nach den ganzen Lektionen ist allerdings das Spiel noch lange nicht vorbei. Zum einen ermöglicht es das Spiel, weitere Übungen via Nintendo Eshop runterzuladen, zum anderen gibt es noch den sogenannten „Freien Modus“. Hier dürft ihr dann alles anwenden, was ihr gelernt habt. Dementsprechend steht euch dort auch sämtliches Material zur Verfügung: Buntstifte, Bleistifte, Pinsel, alle Farben usw. Ihr könnt sogar eure Umgebung fotografieren und diese nachzeichnen, was für mich der absolute Höhepunkt des Spiels ist. Allerdings sollte man wirklich erst mal alle Übungen ernsthaft durchführen, andernfalls habt ihr wenig Chancen. Somit erfordert das Spiel eine ganze Menge Motivation, Geduld und viel Zeit.
Hilfreich ist auch, dass ihr eure Kunststücke von der SD-Karte auf euren PC übertragen könnt. Somit könnt ihr diese teilen, drucken, verschönern. Zudem könnt ihr eure Meisterwerke via Streetpass austauschen, wenn natürlich der Partner ebenfalls das Spiel besitzt.
Technisch ist das Spiel ganz solide. Die musikalische Untermalung ist sicherlich nicht jedermanns Sache, erinnert stark an den Bau-Modus von „die Sims“, aber wenn man sich daran gewöhnt geht das in Ordnung. Den 3D-Effekt hätte man sich eigentlich sparen können, dieser ist meines Erachtens völlig überflüssig und auch nicht sonderlich schön. Aber man kann diesen ja glücklicherweise selbst ausschalten, wenn man möchte.
Der Einstieg in New Art Academy ist auch für Künstler, die den Vorgänger nicht kennen einigermaßen gut, aber wie schon erwähnt, ist das mit sehr viel Zeit verbunden. Wer sich allerdings hingebungsvoll den Lektionen beugt, der wird sicherlich sehr viel Freude daran haben.
New Art Academy macht für geduldige Menschen sicherlich sehr viel Spaß. Hier muss man sich in jedem Fall im Klaren sein, was man sich kauft. Wer ernsthaft gerne zeichnet oder es lernen will, der kann zugreifen. Wer nur mal zwischendurch malen will, für den ist es eher nicht geeignet. Diejenigen können auf die Eshop-Alternative Colors zurückgreifen.
Ich bin nicht bereit sämtliche Stifte unterscheiden zu wollen, zu wissen, wann ich welchen Bleistift nutzen muss, und wie man die Farben mischen muss, damit ich einen Schatteneffekt erziele. Das ist auf keinen Fall eine negative Kritik, mir geht’s vielmehr darum, dass ihr schaut, zu welchem Typ ihr gehört.
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