Nachdem mit The Cartel der letzte Teil von Call of Juarez eine Art moderner Western sein sollte und sich in der Gegenwart abspielte, haben Entwickler Techland und Publisher Ubisoft sich nun wieder dem klassischen Western-Shooter zugewandt. Wie der neue Titel sich auf der PS3 schlägt, verrät das Review.
Gunslinger hat wie schon The Cartel nichts mehr mit der Story der McCall Brüder der ersten Teile zu tun. Stattdessen lernen wir Silas Greaves kennen. Der in die Jahre gekommene Eigenbrötler erzählt in einem Saloon Geschichten aus seinen Tagen als Kopfgeldjäger – und diese Geschichten haben es in sich! Ihr spielt als Greaves seine Erinnerungen nach und jagt alle Verbrecher, die aus Western-Geschichten weltberühmt sind, aber nicht ohne genau wie die Zuhörer im Spiel am Wahrheitsgehalt dieser zu zweifeln…
Die Key-Feature bleiben eigentlich die selben: in First-Person Sicht ballert ihr euch mit Colts, Revolvern und Gewehren durch die Level und könnt dabei einen Slow-Motion Modus aktivieren, der euch kurzzeitig alles langsam sehen lässt, um innerhalb von Sekunden viele Gegner zu treffen. Diese recht unrealistische Fähigkeit wird erstmals in diesem Spiel ein wenig aufs Korn genommen, denn nach und nach glauben die Zuhörer im Saloon kaum noch daran, dass ein einzelner Mann so viele Gegner erledigen können soll. Dieser leicht parodistische Ansatz drückt sich dann auch im Rest des Spiels aus: Call Of Juarez ist Arcade-lastiger geworden (es gibt sogar einen Arcade-Modus!). Ihr erbeutet Punkte und Combos davon abhängig, wie spektakulär ihr Cowboys, Banditen und Indianer erschießt oder mit Dynamit sprengt. Ein neues Feature tritt ebenfalls auf den Plan, nämlich die Todesahnung. Die lädt sich genau wie der Slow-Motion Modus mit Kills auf und gibt euch die Möglichkeit der Kugel, die euch den Garaus machen würde, noch im letzten Moment im Matrix-Stil auszuweichen. Diese weit hergeholte Fähigkeit wird auch entsprechend mit „Hat er das gerade wirklich gemacht?“ und Ähnlichem kommentiert.
In den Schusswechseln stehen euch leider weniger verschiedene Waffen zu Verfügung als vom modernen Shooter gewohnt, was aber im Grunde nichts macht, denn schnell hat man sich an eine bestimmte Waffe gewöhnt: Freunde von Feuerkraft greifen zu Schrotflinte und beidhändig tragbaren Pistolen, Scharfschützen zum Gewehr.
Sehr gut gefällt mir an Gunslinger, dass die Entwickler aus den Vorgängern lernen und Features, die gut waren, besser umgesetzt. Bestes Beispiel dafür ist das klassische Duell. Bei Bound In Blood noch umständlich bei der Steuerung macht das Duellieren jetzt mehr Spaß, ohne die Steuerung jetzt leichter zu machen. Mit einem Stick fokussiert ihr euer Gegenüber, während ihr mit dem anderen eure Hand möglichst Optimal an den Revolver haltet. Dann muss man nur noch einen schnellen Finger am Abzug haben. Wer sich jedoch nicht mit den teilweise schweren Duellen herum schlagen möchte, der kann diesmal auch schon frühzeitig ziehen. Das allerdings kostet Punkte, weil man sein Gegenüber unehrenhaft erschossen hat.
Ebenfalls ist das berühmte Schießen mit zwei Colts verbessert worden, sodass man nun genau Zielen kann und für beide Hände nur eine Taste braucht.
Ebenfalls nicht neu, aber verbessert ist das Fähigkeiten-Menü. Bei Levelaufstieg kann man unter drei Kategorien verschiedene Upgrades vornehmen, wie das Laden im Rennen, mehr Munition oder höherer Schaden. Die Level bei Gunslinger sind auch noch mal verbessert. Mal befinden wir uns in einer Stadt, mal in einer Mine, mal im Wald und sogar auf dem Friedhof. Besonders groß sind die Areale zwar nicht, aber es gibt doch hier und da ein paar geheime Ecken, die man erforschen kann, um so versteckte Deckungen zu erreichen oder „Nuggets der Wahrheit“ zu finden, die nicht nur Trophäen einbringen, sondern auch viele Infos über die Story und die Geschichte des wilden Westens allgemein bereit halten. Die Level könnten leider etwas größer sein, doch sind sie durch das ein oder andere Quicktime-Event und häufig abschließende Bossgegner stets abwechslungsreich!
Wie bereits angeschnitten, gibt es neben Storymodus auch einen Arcade-Modus, bei dem es letztlich darum geht, all euer Können in Punkte umzusetzen und so in die Online-Ranglisten zu gelangen. Ansonsten gibt es keinen Multiplayer, nur einen Duell-Modus, der auch online funktioniert und bei dem wieder der schnellste Colt gewinnt! Am meisten Spaß macht aber trotzdem der Storymodus, in dem wir Greaves Erinnerungen und Übertreibungen nachstellen.
Call Of Juarez: Gunslinger ist wieder ein gelungener Teil der Reihe! Nachdem mich The Cartel enttäuschte, setzt Gunslinger vieles um, was mit an den ersten beiden Teilen und weiteren Western wie Red Dead Redemption gefiel. Ein wenig Abwechslung hätte es sein können, da dieses Spiel wirklich sehr stark auf große Feuergefechte fokussiert ist, aber als Shooter, der auch noch für kleines Geld im PSN-Store zu haben ist, macht Techland hier soweit alles richtig. Extra-Punkte bekommt das Spiel durch einen sympathischen Protagonisten und eine coole Storyidee. Für Western-Fans, die vor allem am Schießen Spaß haben, endlich nochmal ein Kauftipp.
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