Von Square Enix ist ein neuer Third-Person-Shooter für die PS3 erhältlich: Mindjack spielt in einer modernisierten, technikorientierten Endzeit, in der die Gedanken der Menschen kontrolliert werden können. Das Spiel haben wir für euch im Review unter die Lupe genommen.
Der Bundesagent Jim Corbijn, von seinen Freunden liebevoll Jimboy genannt, erhält den Auftrag, einer gewissen Rebecca Weiss aufzulauern, einer Umweltterroristin wie es scheint, die der Regierung ein Dorn im Auge ist. Plötzlich wird Jim jedoch von einer Armee gesichtsloser Soldaten angegriffen, die aus den eigenen Reihen zu stammen scheinen, und findet sich mit Zielobjekt Weiss Seite an Seite ums Überleben kämpfend. So beginnt die verworrene Handlung vom Sci-Fi-Shooter Mindjack aus dem Hause Square Enix.
Jim gehört der FIA an, die die Elite der Regierungsarmee bildet und gegen Regierungsgegner in den Kampf zieht. Die technologisierte Welt wird jedoch in erster Linie von Großkonzernen wie Nerkas beherrscht, der, wie Rebecca Jim erklären will, die Welt und deren Bewohner ausbeutet und mit einer äußerst umstrittenen und gefährlichen Technologie namens Mindhacking manipuliert. Nekras stellte zuvor das sogenannte Mindwave her, das es den Menschen ermöglicht, Dinge per Headset und Gedankenkraft zu steuern. Jim befindet sich in einem Konflikt, nicht wissend, ob er der ursprünglichen Feindin oder den skurrilen Technikkonzernen glauben soll. Diese Handlung soll uns durch die Welt von Mindjack leiten – leider ist sie jedoch völlig nebensächlich und ist nur Lückenbüßer, um uns von einer in die andere, wilde Schießerei zu transportieren. Wir erfahren zwar durch ein paar Einspieler etwas über Jims Hintergrundgeschichte, diese scheint jedoch ein wenig klischeehaft und irgendwie schafft man es kein bisschen, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren. Schon bald werden wir aufhören zu fragen, wieso und weshalb.
Das Gameplay von Mindjack erweist sich als unheimlich eintönig. Man kommt in einen neuen Abschnitt der futuristischen Stadt und wird von einer Horde Gegner angegriffen. Nach jedem Checkpoint fangt ihr mit eurem Basisequipment an: einer simplen Handfeuerwaffe. Aufstocken müsst ihr mit den Waffen, die im Kampfbereich herumliegen oder von getöteten Gegnern fallen gelassen werden. Dabei handelt es sich um diverse Automatikgewehre, schwere Geschütze oder Granaten. Der Abschnitt ist gesichert, wenn alle Feinde erledigt sind und ihr dürft euch in die nächste Schießerei stürzen. Leider sind dabei die Gebiete eher lieblos und ohne Fantasie gestaltet und unterscheiden sich oft über mehrere Stages kaum voneinander. Überhaupt bekommt man den Eindruck, Mindjack stelle eine Sparvariante von Spielen wie Vanquish, Uncharted oder Mass Effect dar.
Das Kampfsystem ist ganz ähnlich: Ihr könnt überall Deckung nehmen und aus dieser heraus feuern, selbst wenn dies in den meisten Fällen dank kleiner Bugs eher mäßig funktioniert. Werdet ihr schwer getroffen, müsst ihr schnell Deckung suchen, um euch wieder zu erholen. Meist seid ihr nicht allein, sondern in Begleitung von Rebecca Weiss, oder Jims altem Freund Lilo. Die KI dieser Helfer ist nur so dermaßen schlecht, dass ihr alleine wohl besser dran wärt. Glücklicherweise sind eure Feinde oft genauso unkoordiniert.
Die einzige Abwechslung in den Feuergefechten sind gelegentliche Bossgegner in Form von riesigen Tötungsapparaten, die aber alle auf die gleiche Weise zu erledigen sind: Sucht euch einen Raketenwerfer und ballert was das Zeug hält! Ebenfalls möglich ist der Einsatz von menschlichen Schutzschilden. Das ist jedoch eine Fertigkeit, die kaum einmal wirklich benutzt werden kann. Durchsetzt wird Mindjack dann von der einen oder anderen Rendersequenz und einem Dialog, in dem wenig von der Story preisgegeben wird, sondern eher kurze Sätze fallen, im Sinne von: „Lass uns dort entlang“ und dann folgt schon die nächste Kampfsequenz. Richtig geärgert habe ich mich, als das Spiel Abwechslung in Form einer rasanten Verfolgungsjagd auf dem Motorrad vermuten lässt, das Ganze dann aber nur als Zuschauer eines Einspielervideos genossen werden kann. Die zahlreichen Schlachten halten einen zwar auf Trab, Abwechslung und Spaß bieten sie jedoch nicht.
Ein besonderes Feature hat Mindjack allerdings: Ihr schlüpft nämlich buchstäblich nur in den Körper von Jim Corbijn. In Wirklichkeit seid ihr nicht mehr als eine Art körperloser Geist, ein Wanderer, der die Fähigkeit hat, sich in den Verstand Anderer einzuhacken. Wenn ihr schon so gut wie „getötet“ seid, habt ihr noch eine kleine Überlebenschance, denn dann bedient ihr euch wieder eines anderen Körpers. Ihr könnt in den neuen Körpern weiterkämpfen oder euren alten Korpus heilen. Sind jedoch beide Teammitglieder kampfunfähig, startet ihr beim letzten Checkpoint. Oft kann es ganz sinnvoll sein, Zivilisten, die andere Waffen mit sich führen, Roboter oder genmanipulierte Kampfgorillas zu hacken und sie in den Kampf zu schicken. Klingt nach einer guten Strategie, erweist sich in der Praxis wegen eben beschriebener KI und der Schwierigkeit der Hackings als eher müßig. Was gefällt, ist die Möglichkeit, geschwächte Gegner zu „Mindslaves“ zu machen, die dann für kurze Zeit eure Verbündeten werden.
Seid ihr im Playstation Network angemeldet, habt ihr zudem die Möglichkeit, andere Spieler für eure Kampagne zuzulassen. So können sich weitere Spieler bei euch „einhacken“ und den Geist eines Verbündeten oder aber eines Gegners beherrschen. Natürlich könnt auch ihr euch umgekehrt als Hacker in andere Partien einmischen.
Der für Square Enix selbst bei Ballerspielen typische Rollenspielcharakter kommt leider in diesem Fall weniger zum Tragen als vorerst versprochen. Durch Kills, das Mindhacken von Gegnern, oder gekonntere Kills mit Kopfschüssen erhaltet ihr Erfahrungspunkte und steigt in eurem Level auf. Das bemerkt ihr aber im Spiel kaum. Im Startmenü könnt ihr sogenannte Plug-Ins einsetzen, die ihr im Kampf erworben habt. Die einen setzen die Regeln meist für das Onlinespiel fest, die anderen sind Fertigkeiten wie größeres Durchhaltevermögen oder bessere Zielfähigkeit. Leider könnt ihr nur zwei Fertigkeiten auf einmal ausrüsten, ein großartiger Levelfortschritt wird also von vornherein behindert. Rollenspielshooter wie Fallout 3 sind dem leider in jeder Hinsicht voraus, auch was das Graphische angeht.
Ich muss leider sagen, dass Mindjack mit im Grunde guten Ideen wegen des durchwachsenen Gameplays und der biederen Präsentation wohl schnell in der großen Kiste der vergessenen Spiele landen wird. Graphisch sind wir von Square Enix anderes gewohnt, die Kampfstrategien, die uns ausnahmsweise nicht an X andere Spiele erinnern, gehen nicht ganz so auf wie geplant und die mittelmäßige Story haut es auch nicht wirklich raus. Pluspunkt ist der Suchtfaktor, den das Spiel mit sich bringt, aber mehr durch den Ehrgeiz, den nicht zu verachtenden Schwierigkeitsgrad endlich zu meistern. Der überschaubare Preis von rund 30,00 Euro ist da schon angemessen, denn über das Mittelmaß reicht Mindjack einfach nicht hinaus. Schade!
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