Unter der Flagge von Deep Silver und Koch Media wird in Deutschland aktuell der Nachfolger zum Fantasy-Echtzeitstrategie Titel Majesty aus dem Jahr 2000 gehandelt. Wir haben ein Testexemplar zur Verfügung gestellt bekommen und unserem Herrschertrieb freien Lauf gelassen. Zu welchem Ergebnis das geführt hat, verraten wir euch in unserem Review.
Wenn man lustig begrüßt wird. Der Einstieg ins Spiel, vielmehr in den Kampagnen-Modus (denn es gibt noch weitere) ist unterhaltsam bis humorvoll zu nennen. Koch Media haben eine ordentliche Synchronisierung hinbekommen von der Stimme aus dem Off. Wir haben einen Adjutanten, der uns anweist und gleichzeitig als Erzähler auftritt. Im Intro zum Kampagnenmodus geschah die meiner Meinung nach lustigste Szene. Während der Sprecher von einem starken König sprach der nur knapp der Niederlage entkam, weil das Monster zu stark war, zeigten die Zeichnungen das genaue Gegenteil. Einen angstvollen Regenten mit zwei linken Händen.
Allerdings wird der Humorbogen manchmal ein wenig überspannt, wenn man sich denn die Zeit nimmt und dem Gesäusel des Sprechers immer vollends lauscht. Für diejenigen, die immer direkt in medias res gehen, wird das nicht allzu schwer ins Gewicht fallen. Kaum amüsant fand ich beispielsweise eine Mission in der ein kruder Zauberer sich in einem Schloss mit lauter Satellitenschüsseln verschanzt hatte. Natürlich ist Majesty 2 nicht ganz bierernst zu nehmen, und deshalb darf man über derlei Dinge auch getrost hinweg sehen.
Nicht vorbeischauen kann man allerdings an der Spielgrafik. Die unterstützt in Majesty 2 nämlich DirectX 9. Das allein ist natürlich noch kein Garant für eine Spitzenleistung in Punkto Grafik – und richtig, wenn man Majesty 2 beispielsweise mit Anno 1404 vergleicht, stellt man fest, dass der Titel ein klein wenig schlechter abschneidet. Alles ist insgesamt ein bisschen weniger detailliert dargestellt.
Dafür hat man aber zu keiner Zeit das Gefühl, dass die Welt, in der wir uns befinden, weniger liebevoll gemacht wurde. Es gibt durchaus Details und Effekte, die sich sehen lassen können. Blitze und Feuereffekte, andere magische oder klerikale Nebel, die durch etwaige Beschwörungen ausgelöst werden, sind interessant anzusehen. Wenn es Gebäude vom Gegner zerhagelt, dann geschieht dies in mehreren Stufen.
Wer das bunte Treiben überschauen möchte, der sollte vor allem an einem großen Bildschirm mit nativ hoher Auflösung spielen. Zwar ist der Weg für die Maus dann manchmal ein wenig weiter, doch den Zugewinn an Ordnung wird man zu schätzen wissen. Ich habe das Spiel sowohl an einem 24-Zoll-TFT wie auch an einem 13-Zoll-Laptop-TFT unter die Lupe genommen. Schön ist, dass Majesty 2 auf einem Core 2 Duo-System, mit dem ja viele mobile Vertreter heute ausgestattet sind, durchaus flüssig läuft.
Es gibt freilich ein paar Infobildschirme, eine Übersichtskarte, die Anzeige unserer Untertanen, und weitere mehr. Wenn alle ausgeklappt sind wird auf dem 13-Zoll-Display der Platz ein wenig zu ungeräumig. Nicht erkundetes Gebiet liegt im Dunkeln, wie man es gewohnt ist, das ändert sich auch dann nicht, wenn wir im Königreich Ardania unterwegs sind.
In vielen anderen Echtzeitstrategie-Titeln gruppiert man seine Truppen und beauftragt sie die Festung X anzugreifen oder die Ressource Y zu sammeln. Bei Majesty 2 – und das zeichnete den Vorgänger auch schon aus – ist das grundlegend anders. Wir steuern die Figuren nicht direkt. Stattdessen können wir nur Auftragsfahnen auf der Karte aufstellen, solche zum Angriff oder zur Erkundung beispielsweise. Beim Aufstellen entscheiden wir darüber, wieviel Gold derjenige bekommt, der den Auftrag erfüllt. Je besser es dem Königreich geht oder je weiter ein Auftrag weg ist, desto mehr Zaster müssen wir berappen, damit sich unserer Untergebenen auf die Socken machen. Damit sie sich sputen, können wir den Zeitraffer einstellen. Für fortgechrittene Spieler mit Sicherheit eine nützliche Hilfe, ihre eigene Ungeduld zu überlisten. Einsteiger können getrost das hausgemachte Tempo beibehalten.
Es gibt einige unterschiedliche Gilden, deren Gebäude wir errichten können und für die wir anschließend gegen Bares entsprechende Typen anheuern können. Neben Bogenschützen, Kriegern und Gaunern gibt es noch Klerikerinnen und Zauberer. Gebäude und damit auch die Fähigkeiten der Figuren lassen sich aufrüsten. Zum Teil sind manche Verbesserungen an andere Ereignisse geknüpft. Die dritte Ausbaustufe der Schmiede beispielsweise können wir erst dann erreichen, wenn sich ein Bündnis mit den Zwergen aufgetan hat, die genügend Bergbau betreiben, damit der Schmied überhaupt solch nachhaltigen Produkte erzeugen kann. Im Verlauf des Spiels ergeben sich einige Situationen, in denen wir z. B. mit Elfen oder eben den Zwergen gemeinsame Sache machen können.
Dabei haben alle Einheiten ihre Vorzüge und Nachteile. Zauberer und Klerikerinnen sind ebenso wie Gauner für den Nahkampf nur bedingt gerüstet. Wenn trotzdem mal einer oder eine stirbt, können wir sie gegen Bares wieder auferstehen lassen. Wie durch Zauberhand wird mit dem ersten Ableben gleichzeitig ein Friedhof in der Nähe des eigenen Umfelds aus der Taufe gehoben.
Gegner gibt es durchaus viele, manche, wie die Ratten und die größeren Rattenmenschen leben in der Kanalisation. Eine Erfindung der „Zivilisation“, auf die wir keinen Einfluss nehmen können. Je mehr Menschen sich ansiedeln in unserem Einzugsgebiet, desto mehr Rattenlöcher und Kanalisationsöffnungen gibt es, und desto mehr Ungetier versucht sich schadhaft zu halten an unseren Gebäuden und Untertanen.
Ansonsten gibt es über die insgesamt 16 Einsätze, die in 4 Kapitel gegliedert sind. Darin darf man viele verschiedene Gegner kennen lernen und zwar schön dosiert, so dass man selbst zu einem relativ späten Zeitpunkt im Spiel immer noch etwas Neues entdecken kann. Zumindest dann, wenn man sich nicht im Vorfeld schon für den Mehrspielermodus über das lokale Netzwerk oder das Internet entschieden hatte. Diese Mehrspielermodi sind hauptsächlich den fortgeschritteneren Echtzeitstrategen vorbehalten. Nicht, weil nicht auch Anfänger den Multiplayer spielen könnten, sondern einfach weil das Tempo in Mehrspielerpartien schnell ansteigt und man sich als Laienstratege schnell gehetzt fühlt. Dahingegen kann man in den Kampagnen sehr schön eine moderate Politik der ruhigen Hand an den Tag legen und trotzdem zum Ziel kommen. Das ist in meinen Augen ein Pluspunkt für Majesty 2.
Auf die Ohren gibt es bei Majesty 2 nur bedingt, denn der Titel hat zwar atmosphärisch stimmige Musik, aber trotz wirklich sehr sehr langer Spielzeit mit sehr viel Spielspaß eben keinen epischen Soundtrack. Die Hintergrundmelodie passt ordentlich ins Majesty-2-Umfeld, ragt aber nicht heraus.
Ich jedenfalls bin durchaus angetan von diesem Fantasy Strategie-Spiel, und kann es Freunden des Genres aber auch Fans der Fantasy durchaus empfehlen. Es heißt auch hier nicht immer mit dem Kopf durch die Wand, respektive dauerhaft Schnarchen. Manche Kampagnen erfordern höheres Spieltempo vom Spieler und insgesamt sind die Missionen sehr ausgewogen. Profis werden den Schwierigkeitsgrad evtl. sogar teilweise als zu niedrig einstufen.
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