Sony Computer Entertainment hat zum Start der PlayStation 4 mit Killzone: Shadow Fall einen echten First-Person-Shooter veröffentlicht. Wir haben ihn getestet und dabei im Review Licht und Schatten entdeckt.
Natürlich spielt Shadow Fall in der Zukunft, und zwar in einer düsteren. Denn ohne zu viel von der Story vorwegzunehmen, es geht um Leben und Tod. Das Zusammenleben zwischen der großen Mauer funktioniert nicht mehr, wie gedacht. Siedler der Menschen auf der anderen Seite werden von den Helghast-Vettern vertrieben. Ein wenig fühlt man sich an die Situation zwischen Israel und Palästina und den Gaza-Streifen erinnert.
Tatsächlich spielen wir den Shadow Marshal Lucas Kellan, der Jahre, nachdem er dabei zusehen musste, wie sein Vater getötet wird, als Soldat in das Feindgebiet geschickt wird. Selbstredend nimmt die Geschichte irgendwann auch eine Wendung.
Diese Szene am Anfang des Spiels im ersten Kapitel „Der Vater“ hätte der „Dosenöffner“ sein können, der die Spieler mitnimmt. Doch erzähltechnisch ist das neue Killzone leider keine Offenbarung. Lieblos wirken dramatische Elemente und Topoi den Spielern hingeworfen, allesamt mehr oder weniger vorhersehbar. Wer also hofft, in das Spiel eintauchen zu können, wie beispielsweise bei einem Uncharted, der wird an dieser Stelle eher enttäuscht. Teils dramatische Momente werden zwar über die Synchronisation und Hintergrundmusik versucht zu vermitteln, doch außer bei Gefechten wirkt das nicht. Momente wie Streit, Intrige und Verrat wirken wie eine Abziehfigur dieser Emotionen.
Dagegen wird man schnell feststellen, dass die Spielgrafik sehr klar wirkt und bis auf die Mimik der Spielfiguren eine wirklich glänzende Figur abgibt. Die Weitsicht ist prima, wie ich sie auf der Vorgängerkonsole nie erlebt habe. Effekte von Licht und Schatten sind gut. Zudem wird man von der Sonne am Horizont geblendet, wenn man direkt hineinsieht oder in das Licht am Lauf der Waffen der Helghast. Meckern auf hohem Niveau kann man dann, wenn Vorhänge in feste Objekte „hineinflattern“ oder Asteroidenhagel durch Treibstofftanks fliegt als wären sie unsichtbar. Da wurde bei der Kollisionsabfrage ab und zu geschlampt.
Das Gameplay ist eindeutig Shooter-like, wenngleich selbst im leichten Modus deutlich zu schwer für Einsteiger. Mitschuld hat das Fehlen einer Auto-Aiming-Funktion. Das ist kein wirklicher Malus, nur geht dieses Feature Anfängern eben ab. Fortgeschrittene Spieler werden sich indes darüber freuen. Da man aber immer wieder weitermachen darf, muss man eben üben. Sinnvoller hätte ich indes gefunden, wenn man weniger oft wiederbelebt werden muss.
Was fehlt ist die Möglichkeit, hinter Objekten „richtig“ in Deckung zu gehen. Man kann sich zwar ducken, aber nicht mit der Umgebung interagieren, um dann eventuell hinter einer Ecke oder einem Baum hervorzugucken. Das gilt aber nur für die Vertikale. In der Horizontalen duckt sich die Spielfigur tatsächlich noch einmal etwas mehr hinter Kisten oder Absperrungen. Wie im „richtigen Leben“ sieht man dann den Gegner nicht mehr, erst beim Feuern taucht unser Charakter hinter der Absperrung wieder auf.
Dazu hat Sony das Touchpad am neuen DualShock 4 prima ins Spiel integriert. Der Spieler findet als Lucas im Verlauf eine befreundete Drohne, mit der er dann interagieren kann. Sie kann angreifen, ihn als Schild schützen eine Seilwinde werden und weitere Dinge mehr. Auch kann man mit ihr Alarmanlagen hacken. Man wählt die Funktion der Drohne mittels Wischgeste auf dem Touchpad aus (links, rechts, oben und unten) und löst sie mit einem Drücken der Schultertaste L1 aus.
Ansonsten nutzt der Shooter die komplette Tastenbelegung aus. Durch Drücken des linken Analogsticks beispielsweise fängt man mit seiner Spielfigur das Sprinten an. Drückt man dann im Laufen noch die Kreistaste rutscht man zu Objekten hin, bzw. am Boden entlang. Auf diese Weise kann man dem Kugelhagel entgehen, der manchmal auf einen herniedergeht.
Neben der Weitsicht fällt einem auf, dass deutlich mehr der Objekte der Umwelt animiert sind als noch auf der PS3. Von flatternden Vorhängen abgesehen gibt es Feuerpartikel und deutlich animierte Hintergründe selbst in weiter hinten gelegenen Ebenen. Das verleiht beim Beobachten ein bisschen mehr Leben. Genau das wird aber gleich wieder genommen, wenn man in die Gesichter der NPC guckt. Bis auf ein dutzend Figuren, mit denen man im Verlauf des Spiels interagiert, sieht der Rest der Menschheit aus wie Einheitsbrei. Schade. Denn Spiele wie Borderlands zeigen, dass man trotz Ähnlichkeiten doch mehr Individualität schaffen kann.
Killzone: Shadow Fall bietet beim Multiplayer einige Varianten. Der Entwickler Guerrilla Games bietet sogar für Anfänger eigene Partien an, bei denen nur die Basis-Waffen getragen werden. Was in der Theorie gut klingt, sorgt natürlich trotzdem nicht dafür, dass sich auf solchen Maps nur Gamer tummeln, die noch blutige Anfänger sind. Daneben gibt es z. B. das 24 Player Team Deathmatch, oder die 24 Player Warzone. Selbst um 4 Uhr in der Früh findet ein Gamer aus Deutschland aktuell fast zweitausend potenzielle Mitspieler.
Für besonders Erfahrene Spieler gibt es einen Modus, in dem man nur ein Leben hat oder einen namens „Cloak and Dagger“ (dt. Mantel und Degen), bei dem man lediglich ein Messer als Waffe hat und den Gegner im Nahkampf überraschen muss.
Killzone: Shadow Fall ist ein „solides Stück Software“, aber mehr auch nicht. Grafisch zeigt Guerrilla Games in Teilen, was mit der neuen Konsolen-Generation möglich ist, nur das Spiel hätte durchaus mit noch mehr Liebe zum Detail angefertigt werden können. Es ist ein Shooter und trotzdem hätte die Kampagne mehr Liebe beim Erzählen verdient gehabt. Die Synchronisation ist gut, bis auf einen Bug, bei dem die Sprache für einen Satz noch kurz auf Englisch umspringt. Bei all der Dramatik, die über die Stimme und den Soundtrack manchmal versucht wird zu transportieren, machen die Spielfiguren leider nicht mit. Die Gesichter sind ausdruckslos und die Körperbewegung nicht entsprechend der Dramaturgie.
Die Spielzeit der Kampagne ist in Ordnung. Zu empfehlen ist Killzone: Shadow Fall aber sicher vor allem Fans der Serie, die dann im Multiplayer ihr Heil suchen.
Mein persönliches Fazit fällt ein bisschen schlechter aus, da ich selbst kein kompetitiver Spielertyp bin und lieber die Kampagne bevorzuge. Die hat mich aber als Shooter-Gelegenheitsspieler vor manche Herausforderung selbst im einfachen Modus gestellt und so manches Open-World-Game oder Action-Adventure, aber auch einige Shooter haben mich mehr in ihren Bann gezogen.
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