SEGA veröffentlicht für alle Konsolen der aktuellen Generation, Nintendos DS, PC und außerdem die PlayStation 2 eine Videospiel-Umsetzung zum Kinofilm mit dem grünen Marvel-Superungetüm. Der Test zu The Incredible Hulk, bei dem Edward Norton im Kino die Hauptrolle mimt, kommt am Ende zum Schluss, dass wir es wieder einmal mit einer typischen Film-Adaption zu tun haben. Leider. Das ändert auch nichts daran, dass wir das Spiel auf der PlayStation 3 gespielt haben.
Er ist groß und grün, ein biologisches Experiment, und hat viele Fans rund um den Globus. Die Rede ist vom HULK, der zuletzt mit Edward Norton in der Hauptrolle im Kino für Aufsehen sorgen konnte und das schwere Erbe aus dem Jahr 2003 ablösen konnte, das nicht die besten Kritiken erhielt. Kann das Videospiel zum Film punkten? Schon von vornherein begegnet man „The incredible HULK“ mit Skepsis, weil Spiele zu Filmen meist nur halbgar sind.
SEGAs Videospiel für die PlayStation 3 bietet Licht und Schatten. Es gibt Dinge, die man lobenswert hervorheben mag, und andere, die man kritisieren muss. Fangen wir mit der Kritik an, da es eine Weile dauert, bis man die Schwachstellen und Schönheitsfehler aufgezählt hat.
Man wird das Gefühl nicht los, dass SEGA „The incredible HULK“ mit der heißen Nadel gestrickt hat. Das Spiel hat zwar keine großen Bugs, doch man sieht ihm an, dass es nur ein Merchandise-Artikel neben anderen ist. Um dies zu verdeutlichen, werden wir im folgenden Vergleiche anstellen, die nicht immer fair sind.
Bei „Incredible HULK“ auf der PlayStation 3 gibt es fast keine Wartezeit vor dem ersten Spielen. Warum das so ist, liegt auf der Hand: Die Zwischensequenzen sind kaum der Rede wert. Trotzdem wird oft unvermittelt automatisch zwischengespeichert, bzw. nachgeladen. Die Folge ist ein hektisches Intermezzo aus eben erlebten Bildern, schwarzem Bildschirmhintergrund. Das wirkt wie in manchen Musikvideos, ist allerdings nicht besonders geeignet, um eine Geschichte zu erzählen.
Die Augenblicke des Wartens sind manchmal so kurz, dass man nicht einmal den Hinweisen folgen kann, die zwischendrin eingeblendet werden.
Nach einer erfolgreich beendeten Mission bekommt man hin und wieder die Gesichtszüge von Marionetten zu Gesicht. Eine Ähnlichkeit mit Edward Norton ist durchaus auszumachen, doch die Polygone sind recht unsauber und grob zusammengesetzt. Die Qualität der Grafik in den Zwischensequenzen ist deutlich viel schlechter als bei Metal Gear Solid IV oder Grand Theft Auto 4.
In den anderen Fällen, in denen wir von den Puppen verschont werden, blicken wir auf einen starren Hintergrund. Wir sehen einen Computerbildschirm, ein Mobiltelefon oder ein Diktiergerät – nicht etwa in HD, sondern VGA-Qualität. Das ist eines Superhelden nicht würdig.
Die Animation der Spielfigur in „The Incredible HULK“ wirkt flüssig, die Bewegungsabläufe stimmig. Es macht Spaß mit dem HULK in Siebenmeilen-Stiefel-Manier durch die Spielwelt zu hüpfen, Wolkenkratzer zu erklimmen oder sie in Staub und Asche zu verwandeln. Selbstredend hält die Grafikqualität dem Vergleich mit Liberty City abermals nicht stand. Doch was sagt das schon aus, wenn man dafür Soldaten wie Kanonenkugeln durch die Gegend schleudert, umherstehende Fahrzeuge mal eben in zwei Kampfhandschuhe zerteilt, oder sich mit Endgegnern auseinandersetzt, die einer besonderen Behandlung bedürfen.
„HULK wütend!“ – Ist der große grüne Knilch in Rage, kann er sich selbst heilen oder besondere Attacken ausführen. Manche dieser Aktionen muss HULK jedoch erst im Laufe des Spiels erwerben. Wir führen die Aktionen aus, indem wir das Steuerkreuz in eine Himmelsrichtung drücken, und dann eine zugehörige Tastenkombination (2 Tasten gleichzeitig) auf dem DualShock-Controller betätigen. Jede der Spezialaktionen erfordert unterschiedlich viele Rage-Balken, manche davon können wir also nicht jederzeit ausführen, sondern erst, wenn HULK wirklich wütend geworden ist.
Zu aufgebracht sollte der HULK jedoch zwischen den Missionen nicht werden. Ohne etwas in Manhattan zu zerstören, werden wir zwar nicht auskommen können, wahllos die Stadt verwüsten, sollten wir trotzdem nicht. Sonst wird das Militär auf uns aufmerksam. Der „Aufmerksamkeitsstatus“ wird oberhalb der Umgebungskarte angezeigt. Dies erinnert an GTA4. Möchte der HULK die Aufmerksamkeit senken, steigt er einfach an einer Stelle in die U-Bahn ein und kann auf einer Stadtkarte wählen, wo er wieder auskommen möchte. Natürlich kann HULK auf diese Weise außerdem die Spielwelt etwas schneller durchqueren.
Während in GTA IV oder anderen Videospielen viel Wert auf eine detaillierte Schadensmodellierung gelegt wurde, scheint man bei SEGA an dieser Stelle bei „The Incredible HULK“ ebenfalls gespart zu haben. Die Havok-Physikengine hilft dabei, die Entstellung von Gegenständen in der Welt realistischer aussehen zu lassen. Allerdings hält sie die Möglichkeit bereit, den Grad der Deformation feiner oder gröber einzurichten. Zu viel Realismus würde dem Spiel dann aber nicht gut zu Gesicht stehen, da es vor allem auf die schnelle Action ankommt.
HULK hat Angst vor Wasser. Wenn er das erste Mal mit einem See Manhattans in Berührung kommt, hüpft er vollkommen unerwartet aus dem feuchten Blau heraus. Die gute Nachricht: Wir können nicht ertrinken. Schwimmen können wir aber genauso wenig. Auch sonst sind dem Zerstörungseifer und der Bewegungsfreiheit des grünen Hünen Grenzen gesetzt, wenngleich verhältnismäßig kleine.
Die Interaktion mit der Spielwelt ist ein Plus. Doch selbst die größten Freiheiten finden ihr Ende. Im ersten Level beispielsweise befinden wir uns auf einem Fabrikgelände und müssen dort entkommen. Es lässt sich viel Inventar zerstören, die Außenwände sind jedoch unkaputtbar. Das ist wenig plausibel.
Man fühlt sich in „The Incredible HULK“ manchmal an Karl Kojote erinnert. Das Entwicklerteam von Edge of Realty hat offenbar Spaß daran, uns fehlzuleiten: Beispielsweise laufen wir an einer Stelle auf einen Schacht zu, weil wir der Meinung sind, dort hinein zu können – am Ende laufen wir aber nur vor eine Wand.
Ich mag Superhelden nach wie vor, sollte aber meine Erwartungen an Superhelden-Videospiele herunterschrauben. Die Entscheidung, ein Spiel zu einem Film zu machen, entsteht eher kurzfristig. Das führt notgedrungen dazu, dass bei der Umsetzung als Videospiel man sich als Spieler nicht immer wie der Fisch im Wasser fühlen kann. Es gibt bessere und schlechtere Franchise-Games – eine wirklich geniale ist mir noch nicht untergekommen.
„The incredible HULK“ macht Spaß, vor allem als Fan von Figuren aus dem Marvel-Universum. Während der Prügelei mit dem HULK möchte man nur ungern damit aufhören. Schon bei Marvel: Ultimate Alliance hatte ich am Ende des Spiels eine geistige Taubheit empfunden. Ich war froh, dass es vorbei war, und wollte es nicht sofort noch ein Mal spielen. The incredible HULK vermittelt mir leider das gleiche Gefühl.
Das Spiel hat sogar einen Onlinemodus, der allerdings ist nicht der Rede wert. Aus Mangel an Mitspielern hab ich noch kein Tänzchen wagen können. Zudem erhalte ich eine ominöse Fehlermeldung, wenn ich selbst ein Spiel einrichten möchte.
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