Autor:  Nick Josten 19.09.2011, letztes Update: 30.09.2021
Wertung: 7.0

El Shaddai: Ascension Of The Metatron – Im Test: Surreale Action auf der PlayStation 3


Von UTV Ignition entwickelt und von Konami vertrieben, gibt es nun ein Action-Adventure zu kaufen, das wohl alles andere als gewöhnlich ist! Was es genau mit der an religiöse Themen angelehnten Geschichte in El Shaddai auf sich hat, verrät das Review auf der PS3.

El Shaddai ist ein Begriff aus der jüdischen Mythologie und heißt soviel wie „Gott der Allmächtige“, der Beiname „Ascension Of The Metatron“ bedeutet in etwa „Aufstieg“ oder „Himmelfahrt des Metatron“, der ebenfalls aus dem jüdischen Mystizismus stammt und eine Art „höchster“ Engel ist. Diesen Titel aufgebröselt, kommt man dann auch schon zum Thema des Actionspiels, denn das Abenteuer handelt tatsächlich um religiöse Themen, und den Konflikt zwischen Menschen und Engeln.

Auf der Jagd nach gefallenen Engeln

Ihr schlüpft in die Rolle von Enoch, einem Menschen, der jedoch im Dienst von Gott als Schriftgelehrter im Himmel arbeitet. Ihr erhaltet den Auftrag, die gefallenen Engel, die Grigori, aufzuspüren und wieder ins Jenseits zu befördern, anderenfalls würden die Erzengel die Erde, deren Bevölkerung durch die Gefallenen auf eine dunkle Seite gezogen wurde, durch eine Flut reinigen. Eure Reise führt euch zum Turm von Babel, den die Grigori als ihre Residenz erbauten. Das Spiel teilt sich in die Stockwerke der jeweiligen Engel auf, die somit verschiedene Welten darstellen. Begleitet werdet ihr von einem Typen namens Lucifel, der, trotz des an den Teufel anmutenden Namens, per Handy ständig in Kontakt mit Gott persönlich steht und euch mit Tipps und Spielspeicherungen zur Seite steht.

Die Story wird vorerst nicht linear, und viele Abschnitte eurer eigentlich mehrere tausend Jahre langen Reise werden sehr zeitgerafft erzählt. Das machte es beim Testen äußerst schwer, die Story zu verfolgen und dürfte sicherlich auch einigen Gamern beim ersten Spielen ein wenig den roten Faden zerspinnen. Die halbe Zeit des Spiels wisst ihr eigentlich nicht wirklich, worum es geht und es bedarf ein wenig Spielzeit und eigener Fantasie, um die Storyline zu erkennen. Ein bisschen Hilfestellung dabei geben euch die so genannten „freien Menschen“, also diejenigen, die nicht dem Charme der Grigori verfallen sind, und sich gegen deren „unnatürliche Evolution“ zur Wehr setzen. An dieser Evolution finden wir übrigens ein wenig Sozialkritik, denn es handelt sich um eine hoch technologisierte Gesellschaft, ähnlich wie die unsere.

Außergewöhnliche Optik

Was direkt ins Auge fällt, ist die erfrischend andere Grafik des Spiels. Sie ist nicht besonders aufwändig, sogar eher kantig und erinnert an frühe Nintendo-Wii-Titel, jedoch ist sie so farbenfroh, abstrakt und alles andere als realistisch, dass wir uns in einer kalaidoskopischen, fremden und irgendwie traumartigen Welt wiederfinden. An diese Art von Optik muss man sich eine Weile gewöhnen, denn die Welten auf der Erde sind irreal und schräg und lassen eine wirkliche, irdische Welt nur anmuten. Genauso verstörend wie die Welt, in der ihr spielt, sind die Gegner und Charaktere, von den schemenhaften Menschen der Erde bis hin zu den knuffigen Kindern der Engel, den Nephilim. Eure Feinde sind – je nach Situation im Spiel – mal nur schemenhaft, fast nur Polygone, dann wieder ganz fassbar und menschlich. Im Zusammenspiel mit schöner Chormusik bildet diese unvergleichliche Optik eine Atmosphäre, die zwar gewöhnungsbedürftig ist, aber, wenn man sich erst darauf einlässt, den Spieler wirklich in ihren Bann zieht.

Gemischtes Gameplay

Enoch kämpft sich ganz im Stil von God Of War und Co. durch den Turm der gefallenen Engel, wobei er sich drei verschiedenen, göttlichen Waffen bedienen kann. Diese muss er allerdings erst seinen Feinden aus den Händen reißen und diese von der „Widerwärtigkeit“ der Schatten reinigen. Zur Folge hat dies, dass ihr sehr häufig zwischen den drei Waffen wechselt, je nachdem, welche eure Situation erfordert. Bossgegner zum Beispiel wechseln in Kämpfen ihre Anfälligkeit auf einen bestimmten Waffentyp. Je nach Waffe könnt ihr dann verschiedene Angriffskombos anwenden. Leider halten sich die Möglichkeiten an Angriffen etwas in Grenzen und nur ein Mal im Spiel erhaltet ihr von einem der schwanförmigen Erzengel, die euch begleiten, eine neue Attacke spendiert. Neben diesem Actionelement finden sich klasse Jump-and-Run-Passagen, die Mal in 3D, Mal in klassischem 2D gehalten sind. Diese Stilmischung bringt einige Abwechslung in ein ansonsten wohl eher fades Changieren zwischen Laufen und Kämpfen. Sterben kann Enoch übrigens nicht wirklich: ist eure göttliche Rüstung zerbrochen, könnt ihr euch mittels Buttonsmashings wieder ins Spiel zurückholen, bevor Enoch sein Bewusstsein verliert. Das gibt dem Ganzen zwar einen gewissen Fluss, macht es aber phasenweise schlichtweg zu einfach.

Fazit

El Shaddai: Ascension Of The Metatron ist in jedem Fall eines: unvergleichlich. Man muss sich an die surreale Grafik und die verworrene Story zwar gewöhnen, hat man sich aber erst darauf eingelassen, lässt einen das Spiel kaum noch los. El Shaddai ist nicht nur Spiel, sondern auch eine Art Kunst, was Mut erfordert. In Sachen Gameplay legen die Entwickler wohl keinen Meilenstein, aber es ist schön, etwas so erfrischend anderes auf dem Markt zu finden. Für wagemutige Genrefans definitiv ein Kauftipp!

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