Autor:  Qiong Wu 18.02.2008, letztes Update: 21.09.2018
Wertung: 6.0

Das Böse unter der Sonne im Test: Sonnenschein im Winter

Agatha Christie: Das Böse unter der Sonne, Bild: The Adventure Company
Agatha Christie: Das Böse unter der Sonne, Bild: The Adventure Company

Das Böse unter der Sonne im Test. Der eigensinnige Belgier entspringt erneut seinen Büchern und klärt einmal mehr auf dem Computer mysteriöse Verbrechen. Die Rede ist von Hercule Poirot, dem berühmten Detektiv aus der Feder der noch berühmteren Agatha Christie.

„You are detective Hercule Poirot“ prangt auf der Rückseite der Verpackung des Spiels. Tatsächlich trifft diese Aussage erstaunlich gut auf das Spielgefühl zu.

Das Spiel startet im England des Zweiten Weltkriegs, eine düstere Atmosphäre herrscht vor. Während Hercule Poirot und sein geschätzter britischer Freund Hastings warten auf das Ungewisse. Poirot gibt einen seiner Fälle zum Besten, um die Zeit schneller verstreichen zu lassen. Hier übernimmt der Spieler die Kontrolle über Poirots Aktionen, steuert diesen noch im Arbeitszimmer, bevor die eigentliche Handlung einsetzt.

Indizien sammeln und auswerten

Das Arbeitszimmer ist tatsächlich eine sehr schön gestaltete Art der Notizen- und Indiziensammlung. Darin befindet sich eine Pinnwand und eine Karte des Geschehens, sowie nützliche weitere Werkzeuge.

Die tatsächliche Handlung spielt weit weg in der Vergangenheit auf Seadrift Island, einem abgelegenen Urlaubsort. Dort ereigneten sich im Vorspann bereits mysteriöse, bedrohliche und unheimliche Dinge. Der Spieler steuert Poirot als Protagonist. Das Adventure erzählt die Geschichte aus der Perspektive des Arbeitszimmers.

Erzähler und Zuhörer

Im Verlauf des Spiels mischt sich auch öfter sein Freund Hastings in die Handlung ein. Er macht sich hier und da auch über Poirots eigene belgische Art lustig. Der Spieler sieht das Spiel also primär aus der Perspektive des Poirot der Vergangenheit, kann sich dem erzählerischen Charakter der Handlung durch die Einwürfe des Erzählers (und manchmal auch des Zuhörers Hastings) nicht entziehen.

Hercule Poirot erwacht also in seinem Zimmer und wandert erst einmal durch das Hotel. Dabei erwähnt der Erzählerpoirot übrigens, dass er in seiner Erzählung unwichtige Charaktere einfach weglässt, um unnötige Details einzusparen. Das erklärt die gähnende Leere des Hotels. Statt animierten „Dummycharakteren“ wie in anderen Adventures, lassen die Entwickler sie einfach weg.

Verstrickte Charaktere

Trotzdem ist „Das Böse unter der Sonne“ alles andere als Charakterarm. Die verschiedenen Menschen, die Hercule Poirot bei seinen Ermittlungen trifft, sind alle sehr differenziert und interessant. Typisch für einen Agatha Christie Roman sind viele dieser Charaktere miteinander verstrickt und bilden so ein sehr interessantes Geflecht aus Gerüchten und Verdächtigungen. Alle sind ausgesprochen gelassen. Trotzdem schafft es das Adventure Gruselatmosphäre aufkommen zu lassen, auf eine für Agatha Christie sehr subtile, aber sehr gekonnte Art und Weise.

Die Rätsel im Spiel sind nicht einfach, aber mit Logik gut zu lösen. Schlussfolgerungen wie „stecke den Hamster in die Mikrowelle“ sind also nicht notwendig, um voranzukommen. Interessant sind, wie in Detektivadventures üblich, vor allem natürlich die Dialoge mit den Charakteren, mit denen das Netz um den Mörder gespannt wird.

Logische Rätsel

Grafisch macht „Das Böse unter der Sonne“ eine ganz gute Figur und hält auf jeden Fall den Adventure-Standard. Die Charaktere sind nicht überzeichnet und bewegen sich ebenfalls natürlich. Die Orte sind teilweise etwas zu glatt gezeichnet, allerdings sind raffinierte Augenschmäuse auch nicht der Hauptschwerpunkt des Spiels, da die Lösung des Kriminalfalls von Nöten ist. Wichtiger ist die Audioausgabe des Spiels, die in der getesteten englischen Version sehr solide ausfällt und die vielen Dialoge des Spiels sehr gut wiedergibt. Vor allem der Akzent des belgischen Detektivs macht die Dialoge zu einem Genuss für die Ohren.

Fazit

Agatha Christie: Das Böse unter der Sonne ist eine erfrischende Abwechslung zu Sherlock Holmes und ist qualitativ ebenfalls besser als moderne Kriminallöser wie Geheimakte FBI. Das Spiel bietet eine interessante Erzählerperspektive, was es zu einem herausragenden Tipp für Adventurespieler macht.

Besonders Spieler, die Spaß an gespannten Charakterkonflikten und Dialogen haben, werden „Evil under the Sun“ mit Freude durchspielen. Die Entwickler schaffen es sehr gut den Touch von Agatha Christie rüberzubringen und dabei noch die Möglichkeiten des Computers zu nutzen um ein solides Adventure mit interessanten Innovationen zu liefern.

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