Mehr oder weniger hat sich die Wartezeit auf das neue Assassin’s Creed 3 wie eine Ewigkeit angefühlt. Seit der Pressemeldung, in der Ubisoft das Spiel offiziell angekündigt hat, war die Spannung riesig. Ein neuer Held, neues Terrain und eine völlig neue Epoche machten die Wartezeit zu diesem Leckerbissen nahezu unerträglich. Nun ist es endlich so weit und pünktlich zum Start des neuen Hits ist das Spiel in der Redaktion eingetroffen. Wir berichten euch jetzt im Test, ob Assassin’s Creed 3 tatsächlich auf eine neue Ebene gewachsen ist, oder ob die Serie langsam an Reiz verliert.
Während einer Oper klettert ihr zu einem Ziel, bringt eine Kette in eure Gewalt. Anschließend müsst ihr flüchten und findet euch auf einem riesigen Schiff wieder, auf dem Weg nach Boston. Ein wenig verwirrend war der Anfang doch, da ich mir nicht sicher war, ob das schon Connor ist und ob die Spielfigur ein Assassine ist.
Schnell wurde klar, dass ihr einen völlig anderen Herren spielt, dessen Rolle im Spiel aber bedeutungsvoll ist. So sind die ersten Kapitel nicht ganz so prickelnd gewesen, bis endlich Connor ins Spiel kommt. Von da an werdet ihr richtig an den Bildschirm gefesselt, das können wir euch an dieser Stelle ganz fest versprechen.
Wenn ihr erstmals in die Rolle des Halb-Indianers schlüpft, dürft ihr seine Kindheit mit allem erleben, was dazu gehört. Ihr spielt Verstecken mit euren Freunden und erlebt eine fast unbeschwerte Kindheit, bis eine unsanfte Begegnung mit einem Templer euer Leben für immer verändern wird. Connor sieht es als Hauptaufgabe, für sein Volk und die Gerechtigkeit zu kämpfen und lernt im frühen Erwachsenenalter Achilles kennen, einen Meister-Assassinen, der unserem Schützling den richtigen Weg zeigt.
Es ist einfach schwierig von der genialen Story zu erzählen, ohne groß etwas zu verraten. Es gibt sehr viele Emotionen und Wendungen im Spiel, die einen nicht kaltlassen. Jede einzelne Figur hat eine unwahrscheinlich hohe Glaubwürdigkeit und wurde hervorragend in Szene gesetzt.
Ihr spielt die Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges nach und lernt dementsprechend wichtige Personen wie George Washington und viele weitere kennen. Als ich die Kampagne beendet hatte, dachte ich: „So könnte es damals gewesen sein, wofür gibt es denn noch Geschichtsbücher?“
Diese Epoche dürfen wir natürlich nur genießen, weil Desmond Miles, unser bekannter Protagonist der vorherigen Teile wieder in den Animus steigt. Gemeinsam mit seiner Crew versucht er das letzte Geheimnis zu lüften und gerät auch immer wieder mal in Konflikt mit den Abstergo-Anhängern, den heutigen Templern. So dürft ihr fast nach jeder beendeten Sequenz wieder in die Rolle Desmonds schlüpfen, um auch dort wichtige Aufgaben zu erledigen. Dabei verschlägt es euch nach Brasilien oder auf die Dächer New Yorks. Allein der Standort, wo der Animus sich aufhält, ist ein sehr interessanter Ort und lädt zum Erkunden ein.
Komplett neu in Assassin’s Creed 3 ist die Möglichkeit selbst ein großes Schiff zu steuern oder gar damit in den Krieg zu ziehen. Ich hatte bereits auf der Gamescom das Vergnügen und konnte mir dieses neue Feature zeigen lassen. Hier hielt sich aber meine Begeisterung in Grenzen, ich vermutete einfach wieder eine krampfhafte Neuerung wie in Revelations mit der Tower-Defense-Möglichkeit und sicherlich keine atemberaubende Spielmechanik! Dieses Vorurteil konnte ich aber gleich in der ersten Sekunde komplett vergessen!
Als man mir endlich das Ruder in die Hand gab und ich das Schiff steuern durfte war es um mich geschehen. Es machte einen heiden Spaß und funktionierte tadellos. Halbes Segel, volles Segel – wie schnell ihr fahrt, bleibt euch überlassen. Zudem kommt hinzu, dass das Wasser sich unglaublich realistisch verhält und man so wirklich das Gefühl bekommt, dass man Kapitän eines riesen Schiffes ist!
Aber ihr sollt ja damit nicht spazieren fahren, sondern harte Kämpfe führen. Dafür habt ihr eure Männer und Kanonen an Bord. Entweder ihr befördert eure Feinde mit einem Kanonenschuss ins Aus, oder ihr benutzt gezielt eure Waffen, um etwa die Munition des Gegners zu treffen, um das Schiff komplett zu versenken. Später habt ihr zudem die Möglichkeit euer Schiff besser auszurüsten, was natürlich sehr viel Spaß macht. Gelegentlich kommt es auch vor, da müsst ihr gegnerische Schiffe entern und liefert euch dann dort an Bord heiße Kämpfe. Die Entwickler haben es hier wirklich geschafft ein genial neues Feature einzubauen, das auch nur so oft zum Einsatz kommt, wie es den Bogen nicht überspannt.
Im neuen AC3 gibt es natürlich wieder tausend verschiedene Möglichkeiten, um euch zu beschäftigen. Einen besonders hohen Reiz bietet die Wildnis! Da ihr nicht nur in den verschiedenen Städten (New York, Boston) unterwegs seid, sondern auch mal im Grenzland und somit in der Wildnis, gibt es dementsprechend Möglichkeiten eure Zeit zu vertreiben. Als „wilder“ Assassine habt ihr natürlich die Möglichkeit Spuren zu lesen, um verschiedene Tierarten zu jagen. Dabei begegnet ihr Hasen, Füchsen oder Bären.
Doch seid vorsichtig, nicht jedes Tier lässt sich einfach so von euch verfolgen und erlegen. Manche sind sogar sehr aggressiv und versuchen euch anzugreifen. Wenn ihr dann nicht schnell genug reagiert, endet das Ganze mit einem Bildschirmtot. Um bei der Jagd erfolgreich zu sein, solltet ihr auch dort ein bisschen Zeit mitbringen. Stellenweise klappt es zwar, dass ihr manche Tiere nur verfolgen müsst und dann töten könnt, aber oftmals seid ihr dafür zu langsam. Da kann euer Assassine noch so schnell sein! Mithilfe von Ködern und Fallen lockt ihr verschiedene Tiere an und könnt diese beispielsweise mit einem tollen Baumsprung ins Jenseits befördern.
Im Laufe des Spiels erhaltet ihr zudem die Möglichkeit, eine eigene Siedlung aufzubauen. Damit haben wir uns allerdings nicht ganz so intensiv beschäftigt, weil es nicht so viel Freude machte wie erwartet. Ihr heuert gewissermaßen neue „Mitarbeiter“ an und setzt diese sinnvoll ins Dorf ein. Allerdings ist diese Nebenbeschäftigung wirklich nur das, wie das Jagen auch. Sie sind keinesfalls essenziell für das Spiel. Allerdings finde ich genau das etwas schade. Als Spieler will ich auch etwas belohnt werden. „Gehen Sie auf die Jagd und erlegen Sie fünf Hirsche.“ Alles schön und gut, aber wofür? Hier ist den Entwicklern nicht ganz gelungen, das neue Feature sinnvoll zu integrieren, damit die Motivation stimmt, diese Aufgaben auch während oder nach der Kampagne regelmäßiger auszuführen.
Ich bin einerseits wirklich sehr begeistert vom neuen Assassin’s Creed. Die Größe des Spiels ist gigantisch. Nicht nur die Städte sind riesig, sondern auch die Wildnis bietet viel zu entdecken, und das auch noch zu verschiedenen Jahreszeiten. Es versteht sich also von selbst, dass ein Pferd für lange Strecken dringend erforderlich ist, sollte man zumindest meinen.
In Brotherhood war es noch relativ gut, hier ist das Pferd aus meiner Sicht völlig misslungen. Wenn ihr im Wald oder auf einem Pfad zu einem sehr weit entfernten Ziel reiten wollt, dann kann jeder noch so kleine Stein das Ross schon daran hindern, dass es weiter reitet. Ständig wird man gebremst, sodass der Spielspaß gegen null geht. Also bleibt nichts anderes übrig, als das sehr weit entfernte Ziel zu Fuß zu bereisen, was oftmals schlaucht. Wenn ihr ein paar Tunnel freigespielt habt, die euch dabei helfen schneller von einem Ziel zum anderen zu kommen, dann ist das Gold wert. Aber wofür gibt es ein Pferd, wenn man es nicht richtig nutzen kann?
Für mich war ein Assassin’s Creed auch immer mit vielen Klettereien, Gruften und Frust verbunden. Dies vermisse ich im neuen Teil gänzlich. Gut, das wäre jetzt übertrieben, es gibt schon den einen oder anderen Schatz zu entdecken, aber diesen muss man auch erst mal finden. Zudem stört es mich sehr, dass es jetzt die Medizin nicht mehr gibt. Eure Energie lädt sich nach einer gewissen Zeit einfach von selbst wieder auf. Dadurch dass die Kämpfe sehr einfach geworden sind, hat man eigentlich keine Freude mehr.
Ich war außerdem nicht einmal einkaufen, warum denn auch? Die Energie ist immer die gleiche, Waffen hat man auch direkt zu Beginn. Mir kommt es so vor, als fehlt einfach zu viel! Tomahawk hin oder her, wirklich anders spielt sich das Ganze nicht!
Der Multiplayer hat sich seit Revelations nur noch gering weiterentwickelt, allerdings finde ich diesen nach wie vor ausgezeichnet. Er rundet die Serie wunderbar ab und bietet zusätzlich sehr viele schöne Stunden! Abwechselnd versucht ihr Gegner unentdeckt zu erledigen, oder euch selbst zu schützen. Dabei hat sich im neuen Teil nicht viel geändert. Die Schauplätze und die Figuren sind neu und einen neuen Spielmodus gibt es außerdem. Den haben wir allerdings noch nicht angezockt.
Technisch ist Assassin’s Creed 3 einerseits gigantisch, andererseits noch sehr fehlerhaft. Es gibt sehr viele Pop-ups, Clippingfehler und teilweise hässliche Bugs. Dennoch ist die Kulisse und die Größe der Länder einfach toll. Auch die Charaktere sehen wunderbar aus! Was mir aber um einiges mehr gefallen hat, waren die ausgezeichneten Synchronsprecher, die für eine Hollywood-reife Inszenierung sorgen!
Assassin’s Creed 3 hievt das Spiel zwar auf eine völlig neue Ebene, aber die Entwickler haben ein paar Dinge vergessen mitzunehmen: Wo sind die genialen Dungeons und Klettereinlagen, und warum braucht man nun keine Medizin mehr? Shops werden völlig überflüssig. Kleinigkeiten, die aber einfach dazugehören!
Das ist aber wirklich Meckern auf hohem Niveau, denn es ist einfach unglaublich, wie glaubwürdig, spannend und dramatisch die Story erzählt wird. Connor passt super in das Assassin’s-Creed-Universum und hat auch viele Neuerungen mitgebracht, die man aber besser integrieren hätte sollen. Das Jagen und das Bauen der Siedlung sind wirklich nett, allerdings fehlt die Motivation, diese Tätigkeiten auszuführen. Unterm Strich erhält man aber definitiv einen ausgezeichneten Nachfolger, den sich wirklich jeder bedenkenlos ansehen darf, auch Neuzugänge!
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