Arena Wars Reloaded im Test. Ein Spiel braucht nicht viel, um Spaß zu machen. Perfekte Ausgewogenheit und ein rasanter Spielablauf genügen. Das glauben Sie nicht? Wir zeigen es Ihnen.
Auf der Verpackung verspricht der Hersteller wie bereits 2004 beim original Arena Wars „perfektes Balancing“. Das Echtzeit-Strategiespiel verkaufte sich trotz guter Wertungen nur schleppend. Obendrein verkrachte sich das Entwicklerstudio mit dem zuständigen Publisher Ascaron. Letzterer zog sich für den neuesten Streich des Hannoveraner Studios exDream Entertainment zurück. Nun veröffentlicht dtp Entertainment das Spiel, sonst als Adventure-Spezialist gefeiert. Lausige Ausreden der Pressesprecher, man könne zum Thema E-Sports nichts sagen, denn man habe eigentlich keine Erfahrungen damit, gehören seit dem 22. Juni der Vergangenheit an – „Reloaded“ sei Dank: Arena Wars ist wieder da.
Ist das Vorgängerspiel dadurch positiv aufgefallen, dass lediglich vier Menschen daran gearbeitet haben, wird dies bei „Reloaded“ nicht mehr zum schlagenden Kaufargument: Fünf Programmierer sind in den Credits aufgeführt, vier Designer und eine ganze Reihe von Testern.
Ursprünglich hat das kleine Studio ein größeres Projekt im Auge gehabt. Von Arena Wars Reloaded war das erste Mal auf der Games Convention im letzten Jahr die Rede. „Armies of Steel“ sollte ebenfalls ein Strategiespiel werden. Trotz nettem Video lehnten potentielle Geldgeber das interessante Projekt ab. exDream hielt sich mit kleineren Spielen über Wasser, ging Kooperationen mit Microsoft ein und veröffentlichte das kleine Weltraumspiel Rocket Commander. Ganz dem Prinzip „Open Source“ folgend, gab es den Quelltext obendrein zum Lernen, inklusive Kommentaren vom Chefentwickler höchstpersönlich.
Arena Wars Reloaded ist allerdings keine faule Ausrede. Die Entwickler werteten Ihr Spiel mit viel Aufwand auf. Von aufwendigen Maps ist die Rede, HDR und Post Screen Shadern. Entsprechend erblicken Sie überall Effekte, weichgezeichnete Einheiten und Gebäude, rundum gelungenes Wasser. Sie benötigen lediglich eine moderne DirectX-9-Grafikkarte.
Ansonsten ist das Strategiespiel seinem Grundsatz treu geblieben: Basisaufbau gibt es nicht. Die Basis und ein Kraftwerk sind genauso vorgegeben wie das Upgradegebäude. Als Währung fungiert weder Holz noch Stein, sondern, rein kapitalistisch gedacht, Geld. Das ist Voraussetzung, um Einheiten zu bauen. Angefangen vom kleinen Buggy für virtuelle 50 Euro, der klein und flink, dafür schnell zu zerstören ist, bis hin zur schwer beweglichen, allerdings effektiven Artillerie, die es für ’schlappe‘ 175 Euro gibt. Jede Einheit hat ihre Vor- und Nachteile, ist stark gegen die eine, dafür einfach zu treffen für die andere Einheit.
Da es lediglich sechs Einheitentypen gibt, war das Balancing für die Entwickler noch eine der einfacheren Übungen. Andere Entwickler haben es da gleich mit mehreren Völkern und diversen Entwicklungsstufen zu tun. Apropos: Im Upgradegebäude können die Kampftruppen in ihren Fähigkeiten aufgewertet werden. 200 Euro Pfand verlangt das Spiel, zurückgezahlt wird es nach zirka 75 Sekunden. Danach sind die Einheiten meistens besser gepanzert, oder, wie der Buggy, noch schneller.
Durch die verschiedenen Kombinationen und zumeist kleinen Karten, ist der Spieler viel gefordert. Taktiken müssen fix ausgedacht und umgesetzt werden, sonst ist die Flagge in der eigenen Basis schneller weg, als eine neue Einheit gebaut werden kann. Neben dem Modus „Capture the Flag“, bekannt von Shootern wie Unreal Tournament, wird der Spieler noch zum „Bombing Run“ und „Double Domination“ eingeladen, wobei sich bereits vor drei Jahren lediglich der Flaggenklau durchsetzen konnte.
Richtig interessant wird das Spiel allerdings durch den Einsatz von so genannten Items. Auf den Karten sind mehrere Itemplätze integriert, die regelmäßig neue generieren. Jeder dieser Plätze sollte vom Spieler besetzt werden, bis zu fünf können auf einmal in der Item-Bar auf Abruf gehalten werden. Neben grünen Items, die zum Beispiel Ihre Einheit heilen, gibt es gelbe, die den eigenen Einheiten Sonderkräfte geben (Unsichtbarkeit für 25 Sekunden, Mehrfachschuss et cetera), sowie blaue und rote, die den Gegner ärgern. Durch die Asteroidenattacke können alle Einheiten um die gegnerische Basis auf einmal zerstört werden – der Weg ist frei für Ihren schnellen Buggy, der sich die Flagge schnappt. Oder ein Virus, der für zwölf Sekunden den Gegner in seinen Möglichkeiten, Einheiten in Auftrag zu geben, behindert.
Geärgert werden kann Ihr Gegner auch, indem Sie sein Kraftwerk zerstören. Dies hat zur Folge, dass dieser für kurze Zeit nichts bauen kann und alle umstehenden Einheiten sich gen Himmel verabschieden. Die Zerstörung eines Kraftwerkes dauert allerdings seine Zeit.
Um schnell von einem zum anderen Punkt zu gelangen, können Sie das „Warpgate“ (Sprungtor) benutzen. Eine ähnliche, wenn auch reichweitenärmere Variante präsentiert der Panzer: Ist seine Energie stark genug aufgeladen, besitzt er das Spezial, sich zu teleportieren. Jede Einheit in Arena Wars hat sein persönliches Spezial. Der Buggy steht zum Beispiel auf Kamikaze, der Berserker verschießt mehrere Blitze für einige Sekunden aus dem Himmel. Um ein Special zu aktivieren, genügt ein Rechtsklick auf die Kampfeinheit, ggf. noch ein zweiter Mausklick auf den Gegner.
Alles keine neuen Funktionen in „Reloaded“. Was haben die Entwickler also geändert, außer der Grafik? Im Ressourcengebäude kann das zur Verfügung stehende Kapital erhöht werden. Dazu muss lediglich eine Einheit dorthin geschickt werden. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert der neue Raketenturm: Ist er von Ihnen besetzt, feuern Sie in einer relativ großen Reichweite auf anschleichende Einheiten des Gegners. Bei beiden neuen Gebäuden gilt: Die darin befindliche Einheit ist solange nicht steuerbar.
Ein Singleplayergame war Arena Wars noch nie. Eine Geschichte steht zwar im Handbuch. Allerdings liest sie sich so, als würde sie dort nur stehen, weil es sein muss. Folglich sieht die „Kampagne“ auch genau so aus: Sie beginnen in einem eins gegen eins-Turnier damit, einen Buggy-Fan zu besiegen, kämpfen sich gegen immer stärker werdende Gegner nach oben und erhalten als Lohn ein neues Spielerlogo – nicht gerade motivierend. Alternativ treten Sie im Modus ihrer Wahl gegen den Computer in vielen, verschiedenen Schwierigkeitsgraden an. Es ist auch möglich, gegen mehrere Gegner in mehreren Teams zu kämpfen. Bis zu acht Spieler auf einmal dürfen gegeneinander antreten, vier gegen vier. Das Ergebnis kann sogar in Replays gespeichert und der Community zur Verfügung gestellt werden.
Doch ist Arena Wars schon immer ein Multiplayer-Spiel gewesen, so dass der Einzelspieler-Modus lediglich zum Lernen in den Tutorials und zum Trainieren geeignet ist. Spannend wird es online und im lokalen Netzwerk (LAN). Apropos: Bei LAN-Partys benötigt nicht jeder Spieler die Originalversion. Es genügt, wenn einer das Spiel besitzt und eine LAN-Partie hostet; alle anderen können das Spiel auch so betreten. Witzig: Sie können beim Spielen Ihre Webcam aktivieren, der Gegner kann Sie dann bei Ihrem Sieg beobachten.
Ganz besonders stolz sind Entwickler und Publisher auf die Kooperation mit Europas größter E-Sport-Liga, der ESL. Im Gegensatz zu anderen Spielen ist Arena Wars Reloaded dabei noch richtig komfortabel: Statt, wie sonst üblich, via Website immer mühsam Einträge in der ESL-Ladder (Rangliste) vorzunehmen, übernimmt in „Reloaded“ dies das Spiel für Sie – im Online-Modus reicht es, vor dem Start einer Partie die entsprechende Spielweise auszuwählen. Eine „ESL Amateur Series“ wurde bereits angekündigt.
Und sollte einmal niemand online sein, um gegen Sie anzutreten, können Sie auch gegen Serverbots spielen.
Ich war schon immer ein Fan des Spiels. Arena Wars ist herausfordernd, sieht gut aus und besticht zudem durch eine weitestgehend deutschsprachige Community. Online tummeln sich noch nicht zu viele Spieler. Während humaner Zeiten finden Sie aber immer ein Mitspieler.
„Reloaded“ erfindet weder das Genre neu, noch ist es ein vollwertiger zweiter Teil von Arena Wars. Dafür genügt kein Grafikupdate. Doch wird „Reloaded“ durch die schönere Optik und die neuen Gebäude noch interessanter. Es bleibt zu hoffen, dass das Entwicklerstudio dieses Mal mehr Erfolg hat. Denn es macht einfach Spaß.
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