Half Minute Hero: Super Mega Neo Climax Ultimate Boy – diesen langen, langen Titel trägt ein neues „RPG“ aus dem Hause Marvelous AQL. Dieses Highspeed Run-Through Game ist vielleicht eines der schrägsten und nervenaufreibendsten überhaupt. Dieses Review der Steam-Version zeigt, wieso Half Minute Hero wohl eher nichts für passionierte Final-Fantasy-Spieler ist.
Schrille Midi-Rock-Musik und eine 8-bit-Grafik: Half Minute Hero hat totalen Retro-Style, wenn nicht sogar bewusst noch ein wenig liebloser gestaltet. Ihr beginnt das Spiel im Grunde wie gewohnt, sieht man mal vom Fehlen einer logischen Story ab. Ihr seid ein junger Reisender, der vom König bauftragt wird, mal eben drei Monster zu töten und wieder ins Schloss zu kommen. Gesagt, getan: Ihr lauft über die Weltkarte und sucht euch eure Monster, die im Stil alter Klassiker aus dem Nichts auftauchen und euch in eine 2D-Kampfszene verwickeln…
Nun, ihr lauft eigentlich weniger und sucht und kämpft auch nicht auf normale Art: Ihr rennt! Mit Affenzahn sprintet ihr über die Grünfläche, das Kampfsystem ist nicht rundenbasiert und läuft nicht mal manuell, sondern der Held stürzt sich automatisch auf den Gegner, überrennt ihn quasi. Im Nu ist eure Mission erfüllt und ihr seid erstmal ziemlich baff, doch danach fängt der Speedrun-Spaß erst richtig an…
Eile ist geboten, denn ein Bösewicht, mit dem Namen „Bösewicht“ hat einen Zauber ausgesprochen, der die Welt in dreißig Sekunden untergehen lässt! Ihr wetzt also zum nahgelegenen Schloss des Unholds, doch auch der schnellste Sprint ist vergebens: Die Welt geht unter! Doch „Game Over“ seid ihr damit nicht: Ab jetzt könnt ihr nämlich mit Hilfe der Zeitgöttin die Zeit wieder zurückdrehen und euch neue dreißig Sekunden verschaffen – aber nur gegen Bares. Und so beginnt dann das wohl hektischste RPG überhaupt: Rast durch die Steppe durch Gegnerhorden, vergesst nicht euch im nächsten Dorf im Vorbeifliegen eine Stärkung oder neue Ausrüstung zu besorgen und erfüllt sogar kleine, unheimlich schnelle Nebenquests. Läuft die Zeit ab, müsst ihr euch schnell zu einer Statue der Zeitgöttin begeben, um die Zeit zurück zu drehen.
Auf der großen Weltkarte begebt ihr euch in ein Gebiet nach dem anderen und in jedem herrscht ein schräger Bösewicht, der ebenfalls den fiesen 30-Sekunden-Zauber wirkt. Jedes Mal bevor der Countdown zum Wettlauf gegen die Zeit startet, könnt ihr kurz verschnaufen und euren Helden ganz Rollenspiel-typisch mit neu erworbenen Waffen und Ausrüstungen ausstatten. Die einen lassen euch Gegner schneller besiegen, machen euch aber auch langsamer, andere wiederum sind leicht, aber weniger stark. So fangt ihr an bei den immer kniffligeren Leveln, Strategien zu entwickeln. Natürlich könnt ihr auch aufleveln, was eure Chancen erhöht, den Bösewicht in seiner Festung zu erledigen. Genauso könnt ihr aber auch vor Kämpfen fliehen, was euch einen Zeitvorteil verschafft, denn das Bestechen der Zeitgöttin verlangt bei jedem Mal größere Geldsummen, sodass ihr immer genau einplanen müsst, wann ihr euch neue dreißig Sekunden verschafft. Bei jeder neuen „Stage“ werden übrigens Geld, Items und Level zurückgesetzt.
Es gibt sogar einen Online-Multiplayer, in dem ihr nicht nur gegen die Zeit, sondern auch gegen einen Mitspieler antretet. In ihm müsst ihr dann einfach nur schneller die Welt retten als euer Gegner.
Half Minute Hero mit dem langen Untertitel ist auf jeden Fall eine Marke für sich und versetzt dem üblichen, zeitintensiven RPG einen ordentlichen Tritt. Trotzdem, nach ein paar Stages, wenn man die erste Überforderung durch die fast schon lächerliche Geschwindigkeit dieses Spiels überwunden hat, packt es einen dann doch. Am Ende konnte ich mich kaum noch von dem Spiel trennen, selbst wenn wohl nicht extra gesagt werden müsste, dass dieses Zeitmanagement-RPG einige Nerven kosten kann.
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