London 2012 im Test. Die EM ist vorbei. Die Olympischen Spiele in London klopfen an die Tür. Sega veröffentlicht dazu das offizielle Videospiel für PC, PlayStation 3 und Xbox 360. Wir haben einen Blick darauf geworfen, und verraten Sportspiel-Fans, ob sich der Kauf lohnt.
Nach Peking 2008 verspricht Sega, wurde London 2012 noch einmal stark verbessert. Das Sportspiel bekommt zum Beispiel Move-Unterstützung spendiert. Es fährt aber auch 45 Disziplinen auf. Direkte Konkurrenz erfährt das Spiel übrigens von Summer Stars 2012, das es schon zu kaufen gibt. Es machte eine gute Figur.
Man kann für Sega nur hoffen, dass viel auch viel hilft. Denn nicht immer reicht Quantität aus. Tatsächlich präsentiert der Hersteller sage und schreibe 45 Disziplinen mit Sportlern aus 36 verschiedenen Nationen. Sportfans freut es, dass es zu den Athleten auch ein paar Statistiken gibt. Wie viele Medaillen haben sie bereits gewonnen. Wann nahmen sie zum ersten Mal an Olympia teil, und so fort.
Absurd ist trotzdem, dass selbst das „offizielle Spiel“ zu den Olympischen Sommerspielen ohne die echten Namen auskommen muss. Sega integrierte immerhin einen Editor in London 2012, mit dem Ihr selbst Abhilfe schaffen könnt. Theoretisch könnt Ihr aber über den Editor auch Gesichts- und Haarfarbe der Athleten anpassen. Insgesamt stehen für jede Nation 16 weibliche und 32 männliche Sportler bereit. Nun kommt ein Haken. Denn Sega zählt die Disziplinen getrennt. Es gibt aber zwischen Männern und Frauen teilweise viele Ähnlichkeiten. Tatsächlich gibt es im Spiel deshalb nur circa 20 bis 25 Disziplinen.
Vor jeder Disziplin könnt Ihr eine „Einführung“ wählen, die wie ein Tutorial aufgebaut ist. Macht Ihr während eines Wettkampfes etwas verkehrt, bekommt Ihr am rechten Bildschirmrand hilfreiche Tipps eingeblendet.
Die Olympischen Spiele sind das Highlight. Doch Ihr dürft bei dem Turnier den Schwierigkeitsgrad erst auf schwer stellen, wenn Ihr es bereits im mittleren absolviert habt. Die Auswahl beeinflusst aber nicht nur die Stärke der CPU-Gegner, sondern auch die Länge der Spiele. Im leichten Schwierigkeitsgrad seht Ihr Euch gerade einmal 12 Disziplinen ausgesetzt. In der höchsten Schwierigkeitsstufe warten ganze 28. Ihr absolviert an sechs, zehn oder 14 Tagen jeweils zwei Disziplinen. Es finden zunächst Qualifikationen statt und später das Finale.
Auf mein erstes Finale folgte ein dritter Platz. Als ich dann aber selbst ganz oben auf dem Siegertreppchen stand, wurde für mich die Nationalhymne gespielt. Der Entwickler integrierte die Hymnen aller 36 Nationen. Mit der Inszenierung trifft das Spiel genau den Nerv von Olympia, auch spielerisch. Ihr habt nämlich nur begrenzt die Möglichkeit, eine Disziplin bei Misserfolg zu wiederholen. Für Siege erhaltet Ihr zwar manchmal „Neustarttickets“, aber eben nur in begrenztem Umfang. Nur nicht jeder Olympionike hat immer die beste Leistung parat. Probiert es einfach noch einmal. Die Inszenierung am Ende der Spiele motiviert dazu, direkt wieder eine Karriere zu starten.
Insgesamt bietet London 2012 Sportarten aus acht verschiedenen Kategorien. Viele ähneln sich und lassen sich deshalb zusammenfassen.
London 2012 hält für Euch noch weitere Spielmodi bereit. Im Disziplin-Modus könnt Ihr mit bis zu vier Freunden spielen. Erstellt Euch Spielelisten und absolviert so ein kleines, selbst zusammengestelltes Europa. Das klingt in der Theorie toll. Dummerweise könnt Ihr maximal nur acht Disziplinen notieren.
Daneben gibt es den Partymodus. Er bietet acht Herausforderungen, sowie einzelne Disziplinen für zwei bis vier Spieler. Neben den richtigen gibt es aber auch modifizierte Disziplinen. Ihr müsst zum Beispiel beim „Bogenblitz“ in kurzer Zeit möglichst viele Punkte erzielen. Oder Ihr visiert beim „Speerdarts“ bestimmte Punkte auf dem Rasen an. Dazu gesellt sich beispielsweise noch Kajakfahren mit beweglichen Toren und weiteres mehr. Die Zahl der Spezialspiele fällt insgesamt leider zu gering aus.
Die Herausforderungen sind dann eine Mischung aus normalen und modifizierten Disziplinen. Ihr benötigt immer eine bestimmte Anzahl an Sternen, um die nächste Herausforderung freizuschalten. Es gibt aber keine Herausforderungen für Einzelspieler, wie man es vielleicht noch von Vancouver 2010 kennt. Interessant ist, dass Ihr zusammen für einen Highscore (Sterne) kämpft, aber intern auch gegeneinander.
Dazu bietet London 2012 einen Online-Modus, der auch ohne Online-Pass verfügbar ist. Dementsprechend tummeln sich viele Spieler in den Bestenlisten. Ihr könnt sogar online Euer Land repräsentieren und Punkte für den Ländervergleich ergattern. Neben einzelnen Disziplinen könnt Ihr im Online-Modus Turniere mit bis zu acht Spielern aus aller Welt absolvieren. Schade ist nur, dass Ihr selbst keine Lobby erstellen könnt.
Die Bedienung des offiziellen Videospiels zu den Olympischen Spielen in London ist relativ simpel gestrickt. Das ist aber keineswegs negativ gemeint. Ihr müsst nicht wie bei Vorgängern wild Köpfchen drücken. Einzelne Disziplinen wie Kanu, Tischtennis oder Volleyball benötigen etwas Übung.
Der Support für die Move-Controller ist unzureichend. Im Menü könnt Ihr damit nicht navigieren, aber auch nicht an einer Olympiade teilnehmen. Move findet lediglich im Partymodus Verwendung. Schafft Ihr Herausforderung 1 bis 4 mit Move-Controllern, könnt Ihr die fünfte nicht mit dem DualShock-Controller absolvieren. Wollt Ihr diese Herausforderungen überhaupt spielen, geht das nur mit zwei Move-Controllern. Also bleiben nur einzelne Disziplinen. Selbst von diesen sind nicht alle mit der neuen Steuerung kompatibel, gerade einmal zwölf. Die technische Umsetzung der Bewegungssteuerung ist auch eher ein „hit or miss“. Mal funktioniert sie gut, mal weniger gut. Die Entwickler haben viel Potential verschenkt.
Die 3D-Funktion im Spiel ist ein sehr nettes Feature, wenn Ihr einen passenden Monitor oder Fernseher habt. Positiv sind auch die bereits erwähnten Bestenlisten. Sie gibt es zu jeder Disziplin. Ihr könnt so Euer Leistungsniveau gut vergleichen. Ihr könnt Euch stetig verbessern und außerdem verschiedene goldene Ausrüstungen und Outfits freischalten.
Was mir sehr gut gefällt und nicht immer selbstverständlich ist, sind geteilte Plätze bei Punkt-/Zeitgleichheit. Die Trophäen im Spiel sind aber schwer zu erreichen. Vor allem die Marathontrophäe hätte man wirklich rauslassen können. Zudem hängt sich das Spiel gelegentlich auf, vor allem bei Schwimmdisziplinen.
Gut ist, dass das offizielle Videospiel zur Olympiade den Sport grafisch angemessen präsentiert. Atmosphäre erzeigt das Spiel vor allem bei den Intros und Outtros. Der Soundtrack kommt gut zur Geltung. Deutsche Fans ärgern sich eventuell ein bisschen, dass es keine deutschsprachigen Kommentatoren gibt und nichtmal deutsche Untertitel. Dafür wirkt der englische Kommentator unglaublich authentisch.
Was noch sehr außergewöhnlich ist, sind die schnellen Ladezeiten. Ihr wartet in der Regel nur ein paar Sekunden. Kann aber das Spiel keine Verbindung zu den Bestenlisten herstellen, dauert es nach jedem Wettkampf ewig, bis es weitergeht.
Ich bin überrascht. London 2012: Das offizielle Videospiel der Olympischen Spiele macht wirklich Spaß. Die Olympiaden verbreiten Olympia-Atmosphäre. Ihr spürt den Druck, der auf einem lastet, erfolgreich zu sein. Der Wettbewerbsgedanke wird angeregt.
Die kurzen Ladezeiten passen prima zum gelungenen Gameplay. Mit 45 Disziplinen nimmt Sega im Endeffekt den Mund etwas zu voll. Trotzdem ist die Auswahl groß genug. Bis zur nächsten Olympiade können die Entwickler noch weitere olympische Disziplinen integrieren, wenn es nach mir geht. Dann geht es nach Rio de Janeiro in Brasilien. Ein weiteres Plus ist der Online-Modus ohne Online-Pass.
Der Partymodus funktioniert zu mehreren gut, macht alleine aber keinen Sinn. Besonders schmerzt mich aber der unzureichende Support für die Move-Controller, obwohl er auf der Verpackung angekündigt ist. Deutlich besser gelang das den Entwicklern von Summer Stars 2012.
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