Retro steht ganz hoch im Kurs. Das bewies die Games Convention im vergangenen Jahr – dort gab es eine Ausstellung von „überholten“ Konsolen zu bestaunen -, aber auch Entwickler wie Redspot Games, die im Jahr 2008 gänzlich neue Spiele für SEGAs Dreamcast-Konsole entwickelten. Todgesagte leben länger. Nicht den Dreamcast bedient die Ultimate Collection, aber dafür den 16 Bit Vorgänger Mega Drive. Die Ultimate Collection erschien vor kurzem für Playstation 3 und Xbox 360, und wir haben sie uns angesehen.
Der ganze Mega Drive auf einer Scheibe? – Zugegeben, das wäre ein wenig übertrieben. Aber dennoch: Die weitreichende Auswahl der insgesamt 49 Spiele (9 davon gilt es freizuspielen), die es auf die DVD bzw. blu-ray geschafft haben, wissen zu beeindrucken. Hier finden sich Titel für Jedermann, so zum Beispiel alle drei Streets of Rage-Teile, diverse Sonic-Ableger – und zwar die „guten von damals“ – sowie ebenfalls Golden Axe 1 bis 3.
Wer jetzt meint, es handele sich bei der Kollektion um ein langweiliges Abspulen von staubigen Spieletiteln aus vergangenen Zeiten, der irrt sich. Hier ist das Flair der alten Konsole weitestgehend erhalten geblieben, doch verbunden mit den Vorzügen von Emulatoren. So ist es möglich, einen Spielstand einzufrieren und später darauf zurückzukommen. Das Ergebnis ist der Spielstand, als hätte man das Spiel nie gewechselt.
Zu weiteren Verbesserungen gegenüber den 90ern zählt die Möglichkeit der Bildschirmeinstellung. Der Spieler kann sich aussuchen, ob er gerne im damals üblichen 4:3-Format spielen oder das Bild auf seinen 16:9-Fernseher strecken möchte. Letzteres muss allerdings manuell erledigt werden. Der optionale Kantenglätter kann die auf heutigen Bildschirmen doch recht großen Pixel ein wenig zähmen. Ob das jedoch einen gewinnbringenden Unterschied ausmacht, darf jeder für sich entscheiden.
Zu jedem Spiel bietet die Sammlung Hintergrundinformationen sowie das Design des Covers. Dieses bildet jedoch nur die nordamerikanische Verkaufsversion ab, wie dem Spieler ein Schriftzug gleich zu Beginn verrät.
Das Menü zeigt die Liste von verfügbaren Spielen zusammen mit einer Bewertung, die der Spieler selbst vornehmen kann. Bleibt der Cursor längere Zeit auf einem bestimmten Titel, wird im rechten Teil des Bildschirms schon einmal das Intro zwecks Vorschau abgespielt.
Die Xbox 360 hat es vorgemacht und Sony hat sich inspirieren lassen – es geht um die Erfolge oder Trophäen, wie sie bei der Playstation 3 heißen. Normalerweise bekommt der Spieler dafür nicht allzu viel, seine Freunde können daran nur ablesen, dass er ein mehr oder weniger passionierter Spieler ist. Doch die Ultimate Collection zieht aus dem Punktesammeln noch einen praktischen Eigennutz. Neben Interviews mit den Entwickern der Spiele schalten die Erfolge noch die neun zusätzlichen Arcade-Spiele frei. Dabei wird den Spielern nichts Unmenschliches abverlangt: So sind viele Boni schon nach dem Bestehen des ersten Levels ohne Continues zum Betrachten bereit.
In zwei Punkten haben die Entwickler von Backbone Entertainment ganze Arbeit geleistet: Während der Mehrspielermodus je nach Standpunkt als positiv oder negativ aufgenommen werden kann, sind die Ladezeiten zu nennen. Diese laufen gegen Null, was ein echtes Cartridge-Gefühl aufkommen lässt. Der Mehrspielermodus ist realistisch geworden. Er beschränkt sich auf das Spielen vorm eigenen Fernseher. Einen Online-Modus, wie ihn Wii-Spieler von einigen Virtual-Console-Umsetzungen kennen, gibt es hier nicht.
SEGA bietet mit der Ultimate Collection ein wahrhaft gutes Stück Software an, das bei Retro-Fans auf keinen Fall fehlen darf. Es packt den Spagat zwischen Mega-Drive-Feeling und Komfort der Neuzeit. Wer allerdings mit Spielen aus der guten alten 16-Bit-Zeit nichts anfangen konnte, wird sie selbst heute noch nicht gut finden.
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