Eigentlich schon im letzten Jahr hätte dieses Review zu CROSSBOARD 7 von Konami veröffentlicht werden sollen, doch manchmal braucht es eben ein bisschen länger, vor allem wenn man seine Eindrücke über den Funsport-Ableger für Kinect für Xbox 360 erstmal verarbeiten muss.
Kinect wurde Mitte November veröffentlicht. Zum Start und kurz darauf gab es einiges an Software. Mittlerweile ist es wieder etwas still geworden. Trotzdem hat Microsoft einige Millionen Kinect-Einheiten weltweit abgesetzt. Wenn man sich das Spielmaterial aber in der Breite ansieht, dann gibt es kaum wirklich herausragende Titel. Als Fan von technischem Fortschritt war dies natürlich eine Art Schock, den ich verdauen musste, und weshalb auch dieses Review erst später das Licht der Öffentlichkeit sieht. Denn: CROSSBOARD 7 ist leider nicht dazu geeignet, sich aus dem Einheitsbrei hervorzutun.
Dabei kann man wahrscheinlich derzeit als Spieletester gar nicht so genau sagen, ob es an Konami oder an Microsoft liegt, dass Kinect-Spiele in der Regel weniger strahlend sind als der schöne Schein, der um diese Technologie gemacht wurde. Microsoft selbst hatte die Kinect-Adventures dem Sensor, bzw. dem Konsolen-Bundle beigelegt und zumindest mit dem von der Unreal-3-Engine angetriebenen Spiel ein wenig Feinschliff verpasst. Einzig hüpfte man manchmal aus dem Bereich der Kamera heraus. Die Steuerung als solche funktionierte aber, man musste nur feststellen, dass das Spiel schnell langweilig wird.
Bei Konamis CROSSBOARD 7 hingegen ärgert man sich schon manchmal in den Menüs – viel zu unsensibel ist die Menüsteuerung geraten. Mit dem Ausschwenken des Arms in die linke oder die rechte Richtung soll man nämlich die Auswahl im Menü rauf- und runterschalten können. Ein System wie bei Microsofts Kinect-Adventures wäre weniger fehleranfällig gewesen, dort fungiert nämlich ausschließlich die Hand als Ersatz für einen Mauszeiger. Wenn man in den Menüs von CROSSBOARD 7 nur Bruchteile zu lange den Arm ausgestreckt lässt, dann ist man bereits wieder eine Auswahl zu weit gerutscht, und muss wieder zurückrudern.
Und wenn bereits der erste Eindruck im Menü nicht stimmte, dann setzte sich dieser im Spiel fort. Ein mehrstufiges Tutorial soll Anfängern nämlich dein Einstieg erleichtern, doch gerade in diesen Einführungsrennen erlebt man erste Frust-Momente, zumindest aber beginnt man das Stutzen, wenn manche der angezeigten Übungen irgendwie nicht gelingen wollen. Ein Tutorial, so ist doch unterschwellig in unseren Hirnwindungen verankert, sollte die wichtigsten Funktionen des Spiels erläutern. Wenn man nun als Spieler aber nicht alle vorgegeben Ziele im Tutorial meistert, wird man das Gefühl nicht los, der letzte Vollhorst zu sein, den die Gameswelt gesehen hat. Doch ich kann an dieser Stelle Entwarnung geben, denn manche der Übungen sind nicht wegen der eigenen Unfähigkeit, sondern wegen der noch schwerfälligen Kinect-Technik oder aber ihrer mittelprächtigen Realisierung in CROSSBOARD 7 kaum zu schaffen. Probleme kann vieles bereiten. Große Menschen können mit Kinect Probleme bekommen, wenn sie aus dem Bereich des Sensors ragen, vor allem bei Sprüngen. Aber auch die Lichtverhältnisse und die Kleidung spielen eine Rolle, selbst wenn Microsoft das ungerne zugeben möchte. Denn die Leistung der Kamera ist nicht frei von Einflüssen, und natürlich steht es in der Anleitung. Aber bitte – die Wohnzimmer der Republik mussten sowieso schon entrümpelt werden, weil Kinect super viel Platz benötigt.
Sprünge erkennt das Spiel in der Regel, aber eben nicht alle Tricks lassen sich gleichsam unmittelbar realisieren. Dazu kommt, dass man sich oft recht weit in die Kurven legen muss, damit man nicht ein Tor verpasst oder aber vor ein Hindernis rast. Man neigt aber dazu, wenn man sich auf die Seite lehnt, den Körperschwerpunkt nach hinten zu verlagern, um das Gleichgewicht beizubehalten. Das ist, wenn man auf der Stelle steht ein ganz normales Verhalten. Doch ich bin mir sicher, dass die Programmierer daran eher nicht gedacht haben, als sie solche Spiele programmiert haben. Normalerweise würde man in der Realität ja auf einem Board stehen und der Körperschwerpunkt würde bei der Abfahrt auf einem Berg Kräften ausgesetzt, die eine andere Körperneigung erzwingen würden. Bei Games mit Skateboard-Controller hat man zumindest noch eine haptische Rückmeldung und eine Möglichkeit, die Balance über ein Objekt – das Brett – ein wenig anders zu handhaben. Doch alles in allem wirkt das Fahrverhalten eher bescheiden. Um „schnell“ zu sein, muss man sich manchmal nach vorne und zur Seite lehnen – da man auf der Stelle steht und nicht tatsächlich einen Berg herunterfährt, würde man im heimischen Wohnzimmer, wenn man es übertreibt einfach umfallen. Wer aber nicht „schnell“ genug ist, an dem fahren die Gegner irgendwann einfach vorbei. Dafür, dass man angenommen hat, vor allem Gelegenheitsspieler würden sich von Kinect angesprochen fühlen, müssen diese nun in diesem Fall auch in ihren Körperbewegungen recht geschmeidig sein. Doch selbst wenn man „schnell“ den Berg herunterfährt, dann kommt kein echtes Gefühl von Geschwindigkeit auf. Das würde sich wohl auch dann nicht ändern, wenn der Hersteller dem Spiel einen 3D-Support verpassen täte, zumal man bei Hüpfeinlagen die Schwierigkeit hätte, die 3D-Brille aufzubehalten.
Was CROSSBOARD 7 grundsätzlich zu bieten hat, nachdem ich mich bislang darüber ausgelassen habe, ist einzig ein eher spartanisches Repertoire an Möglichkeiten, die man auch aus klassischen Rennspielen kennt. Neben einem Modus, in dem man direkt zur Sache kommt, gibt es diverse Wettbewerbe, in denen man um Medaillen und Trophäen fährt. Der lokale Mehrspielermodus wird wahrscheinlich noch am meisten Spaß machen. Doch da man bei CROSSBOARD 7 teilweise recht weit ausscheren muss in seinen Bewegungen, oder dies zumindest unwillkürlich tut, kommt man auch nicht selten mit dem Kontrahenten in Berührung, und das ist noch harmlos ausgedrückt. Darunter leidet dann aber auch das Mehrspieler-Renngeschehen. Online-Multiplayer bietet das Game leider nicht an.
Für ein wenig Erheiterung sollen eigentlich sogenannte Power Items sorgen, mit denen man dem Gegner einheizen kann. Um einzelne davon einzusetzen, muss man allerdings auf den Boden stampfen. Zumindest in der Anfangsphase vergisst man dies häufig. Einsteiger fühlen sich von CROSSBOARD 7 also schnell überfordert.
50 unterschiedliche Boards stehen einem im Verlauf des Spiels irgendwann zur Verfügung, wenn man sie freigespielt hat. Nicht alle Spieler werden gleichermaßen von den Vor- und Nachteilen dieser virtuellen Crossboards profitieren, so viel kann ich verraten. Die Anzahl an Schauplätzen ist hinreichend unterschiedlich gestaltet worden, aber nicht alle Rennstrecken können gleichermaßen gefallen. Vor allem die winterlichen Kurse wirken eher etwas blass. Dies mag aber auch an der Grafik liegen, die ebenfalls nur zu bescheidenen Mitteln greift, um dem Spieler zu gefallen.
Wir bekommen in CROSSBOARD 7 kein großes Grafikfeuerwerk spendiert, manchmal ist es allerdings schön bunt. Das Spiel selbst ist aus dem Holz geschnitzt, aus dem viele „Board“-Games normalerweise sind, das merkt man auch, wenn man verschiedene Bretter mit unterschiedlichen Fähigkeiten sammeln kann. Das Gefühl von Geschwindigkeit kommt selten bis gar nicht auf, aber vor allem auf technischer Seite ist CROSSBOARD 7 für mich eine große Enttäuschung. Kinect wird so eher zu einer frustrierenden Hürde und weniger zu einer spaßigen Herausforderung. Freilich geht es wahrscheinlich noch viel schlimmer, wenn man bedenkt, dass der Rest vom Spiel halbwegs Hausmannskost entspricht. Aber leider sind solche Beispiele nicht dazu angetan, den ganzen Hype um Kinect, den Microsoft darum macht zu rechtfertigen. Mir fehlt es bislang eindeutig an einer Killer-Applikation für das System. Aber wer weiß: Könnte es am Ende sein, dass wir uns einfach nur erst an die Technik gewöhnen müssen, damit der Lehrspruch wahr wird, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist?
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