1984 erschien mit King’s Quest ein wegweisendes Adventure, war es doch das erste grafische Abenteuerspiel überhaupt und der Beginn einer erfolgreichen Reihe, die erst 1998 mit dem achten Teil Maske der Ewigkeit endete. Nun, weitere zwölf Jahre später, erscheint mit dem Fanprojekt The Silver Lining eine Fortsetzung im angesagten Episodenformat. Wir haben uns die zweite Episode der Hobbyentwickler der Phoenix Online Studios angeschaut.
Wie vielen anderen Fanprojekten drohte auch The Silver Lining das vorzeitige Ende. Nachdem die offiziellen Rechte an der King’s Quest Reihe an Activision Blizzard gingen wollte deren Management die Veröffentlichung verhindern. Zum Glück konnte man sich einigen und die Programmierer bei Phoenix Online Studios konnten ihre Arbeit fortsetzen.
In der von Roberta Williams ersonnenen Adventure-Reihe verkörperte der Spieler den Ritter Graham, der für König Edward die verlorenen Schätze des Königreiches Daventry sucht und am Ende dessen Thron erbt. Mehrere Jahre später ist König Graham Vater zweier Kinder und wohnt gerade der Hochzeit seiner Tochter Rosella bei. Da platzt mitten in die Zeremonie eine vermummte Gestalt und belegt Rosella sowie ihren Bruder Alexander mit einem Fluch.
Nun ist es an Graham, in sein altes Abenteurer-Outfit zu schlüpfen und sich in den kommenden fünf Episoden auf die Suche nach dem mysteriösen Fremden und einem Mittel zur Erlösung seiner geliebten Kinder zu machen.
Mit knapp zwei Stunden Spielzeit und wenig fordernden Rätseln war die erste Episode reichlich kurz ausgefallen. Episode zwei ist nur unwesentlich länger und kaum fordernder. Von dieser knappen Spielzeit geht zudem ein Großteil für lange Zwischensequenzen in Spielgrafik und teilweise überlange Dialoge ab. Darüber hinaus unterbrechen immer wieder kurze Ladezeiten den Spielfluss. So reduziert sich die Nettospielzeit auf ein Minimum.
Gewöhnungsbedürftig ist außerdem die Bedienung. Mit der rechten Maustaste schalten wir zwischen den vier verschiedenen Icons für Laufen, Anschauen, Benutzen und Reden um. Ein Druck auf die linke Maustaste führt die gewählte Aktion aus. Auf diese Weise öffnet Graham Türen und Kisten, sackt Gegenstände ein und unterhält sich mit anderen Figuren. Hat man sich aber erst mal an diese Methode gewöhnt, geht sie locker von der Hand. Auf moderne Komfortfunktionen wie eine Hotspot-Anzeige oder Schnellreisefunktion muss Graham jedoch verzichten.
Dass es sich bei The Silver Lining um ein Fanprojekt handelt erkennt Ihr spätestens bei einem ersten Blick auf die 3D-Grafik. Schwache und grobe, verwaschene Texturen prägen das Bild. Bis auf einige Ausnahmen mangelt es der Umgebung und den Charakteren an Details. Dabei enttäuscht am meisten, dass einige Nebenfiguren um Längen besser aussehen als Graham selbst. Besser sieht es da schon mit den Animationen aus. Haupt- und Nebenfiguren bewegen sich, begleitet von schönen Kameraschwenks, flüssig durch die Szenerie.
Grahams Suche wird von stimmungsvoller Musik begleitet, die jederzeit zu gefallen weiß. Die Dialoge sind mit bemühten, aber nicht immer professionell wirkenden Sprechern vertont worden. Das gesamte Spiel ist in Englisch, was gerade in den Dialogen ausgesprochen gute Englischkenntnisse voraussetzt.
Mir ist klar, dass es sich bei The Silver Lining um ein Fanprojekt handelt und die Entwickler bei Phoenix Online Studios nicht über die Ressourcen und die Möglichkeiten der Profis verfügen. Dennoch muss ich für eine vergleichbare, sauber einzuordnende Bewertung die gleichen Kriterien ansetzen, wie bei anderen Spielen. Deshalb ist das Abenteuer aus technischer Sicht alles andere als gelungen. Dennoch bieten die ersten beiden Episoden ein, wenn auch etwas kurzes, Vergnügen. Ich bin zumindest auf die restlichen drei Episoden gespannt, will ich doch schließlich wissen, ob es König Graham gelingt seine Kinder von dem Fluch zu erlösen. Und da The Silver Lining kostenlos erscheint, sollten Adventurefans und Kenner der original Serie durchaus eine Blick riskieren.
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