PES 2012 wurde vor gut einer Woche veröffentlicht und erfreut seitdem die Fans. Wir haben uns bereits die ersten Demoversionen angeschaut und auch bei der Verkaufsversion bestätigt sich der Eindruck: Konami setzt auf offensiven Kombinationsfußball. Trotzdem haben wir uns in einem Review PES 2012 auf der PlayStation 3 genauer angesehen.
Viel Ärgernis konnte man erfahren, wenn man im letzten Jahr Pro Evolution Soccer gespielt hatte: Unverständliche Schiedsrichterentscheidungen, regelmäßige Böcke bei den Torhütern oder mangelndes Aufbau- und Unterstützungsspiel waren immer wieder Gründe sich aufzuregen. Konami wollte in diesem Jahr vieles anders machen und bot uns bereits frühzeitig durch Videovorschauen auf YouTube zumindest gute Ansätze. Besonders die Active AI und die „Off the Ball“-Control versprechen gute und stimmige Spielkombinationen. Durch zwei Demoversionen sollten wir uns auf die Neuerungen vorbereiten können und das Spiel vorab antesten können.
Die erste Demo war zwar nicht perfekt, hinterließ bei mir aber durchaus einen passablen Eindruck, der Mut machen konnte, dass Konami einige Schwachstellen eliminieren könnte. Die zweite Demo konnte das bekräftigen und die Vollversion lässt kaum einen Zweifel daran, dass mit PES 2012 mittlerweile gute und schnelle Spielkombinationen möglich sind. Im oben verlinkten Hands On haben wir uns bereits dem gewidmet, sodass dies hier nicht erneut wiederholt werden muss.
Doch bevor wir loslegen können, benötigt es zunächst etwas Zeit: Zu Beginn des Spiels sollen wir ein Benutzerprofil anlegen und unsere gewünschten Einstellungen vornehmen, und automatische Hilfen ein- oder ausschalten. Das nimmt etwas Zeit ein und ist mitunter etwas viel. Hier könnte Konami durchaus ein wenig Optimierungsarbeit leisten. Das ist jedoch nicht genug: PES hat bereits vorgefertigte taktische Einstellungen, die von den Akteuren in der Regel gut umgesetzt werden. Bei mir war es allerdings immer notwendig, diese auf meinen persönlichen Spielstil anzupassen, da ich vorher regelmäßig ärgerliche Konter kassiert habe und auch das Aufbauspiel noch besser klappt.
Generell muss man allerdings sagen, dass das Spiel bei der entsprechenden Einstellung schon fast zu perfekt läuft, man aber dennoch ärgerliche Gegentore kassieren und so Spiele verlieren kann. Das alles wirkt aber nicht ungerecht und kann genauso im echten Fußball vorkommen. In diesem Jahr ist es außerdem wichtiger sein Spiel an das der gegnerischen Mannschaft anzupassen. Bei geschicktem Mix aus tiefer Defensive und Konterspiel, kann selbst ein Underdog die bessere Mannschaft besiegen kann.
Deutlich effektiver und realistischer sind Fernschüsse und Standards: Die Elfmeter- und Freistoßsteuerung wurde vereinfacht und ist nun deutlich plausibler. Lobend erwähnen muss man die Herausforderungen im Trainingsmodus, bei denen eine gute Einführung ins Spiel gegeben wird.
Wie in den vergangenen Jahren kann PES im Jahr 2011 kein großes Lizenzpaket vorweisen: Die exklusiven Champions- und Europa-League-Rechte, sowie die südamerikanische Copa Libertadores sind hier das einzige große Aushängeschild der Serie. Die Bundesliga fehlt selbst als Fantasieliga komplett und lediglich der FC Bayern München und Bayer 04 Leverkusen haben als deutsche Teams den Einzug in PES 2012 geschafft, und das obwohl der BVB ja durchaus in der Champions League spielt. Außerdem sind die Mannschaftsaufstellungen nicht sehr aktuell. Cesc Fabregas und Samir Nasri spielen beispielsweise noch bei Arsenal und noch nicht bei ihren neuen Clubs. Fast einem Monat nach Ende der Transferphase sollte man doch etwas mehr Aktualität erwarten können. Ein Update wurde allerdings schon angekündigt.
Überarbeitungen haben die beliebten Spielmodi Werde zur Legende und Meisterliga bekommen: Sie fungieren nun unter dem Menüpunkt Fußballwelt und wurden durch deutlich mehr Animationen aufgepeppt, sodass es mehr Geschehen um den eigenen Spieler bzw. Verein gibt.
Leider ist es bei der Meisterliga nun so, dass ihr den Verein eurer Wahl von unten nach oben führen müsst, immer beginnend mit einem fiktiven Kader. Da beginnt der FC Barcelona genauso in einer unteren Spielkasse, wie der SSC Neapel oder Twente Enschede. Ich würde mir hier wie früher eine Option wünschen, ob man mit dem Originalkader oder mit fiktiven Spielern starten möchte.
Atmosphärisch hinterlässt Pro Evo 12 einen gemischten Eindruck: Kamera-Leute und Trainer sorgen für etwas mehr Bewegung neben dem Platz, allerdings können sie und die pixeligen Zuschauer nicht wirklich für Stadionatmosphäre sorgen. Fangesänge könnten etwas lauter sein und Emotionen wie Jubel oder Pfiffe mehr Brisanz haben. Zwar gibt es einen Stadionsprecher, allerdings „kennt“ dieser die wenigsten Spieler und die Ansagen sind in der Regel nicht in der jeweiligen Landessprache.
Konami macht mit PES 2012 vieles richtig und weiß insbesondere spielerisch zu überzeugen. Die Einführung von Active AI war notwendig und richtig und wenn man die Off the Ball Control erst mal drauf hat, entstehen gute und gefährliche Chancen. Spielerisch und taktisch hat PES seine Stärken und kann sie voll ausspielen. In der Defensivarbeit fehlt allerdings oft die richtige Balance, sodass sich gefährliche Kontermöglichkeiten für den Gegner ergeben, dazu kommt, dass die Torhüter nicht immer die sicherste Figur abgeben. „Überzeugt“ der Schiedsrichter dann auch noch durch überharte und undurchsichtige Entscheidungen kann schnell Frust aufkommen, wenngleich PES 2012 sich bei der Vorteilsregelung deutlich verbessert hat.
Wer bei der Atmosphäre und beim Lizenzpaket Abstriche machen kann, oder sich auf die aktive Community verlassen möchte, findet in PES 2012 das ideale Fußballspiel. Man könnte sagen PES ist das Spiel für Puristen, die Spaß an Taktik und ausgefeilten Spielzügen, und einer weitestgehend präzisen Steuerung haben. Das komplettere und bessere Gesamtpaket bietet allerdings in diesem Jahr FIFA 12.
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