Autor:  08.08.2007, letztes Update: 19.01.2018
Wertung: 7.0

Jack Keane ist vom Affen gebissen

Jack Keane - Screenshot
Jack Keane - Screenshot

Jack Keane im Test. Ich verzichte an dieser Stelle auf den obligatorischen Monkey-Island-Vergleich. Aber soviel sei mir gestattet: Mit Jack Keane schickt sich Deck13 an, endgültig in die übergroßen Fußstapfen von Lucas Arts zu treten.

Der größte Kapitän der Weltmeere

Ihr seid nun also Guybrush… Halt. Stopp. Ihr seid Jack Keane und haltet Euch für den größten Kapitän, der jemals die Weltmeere unsicher gemacht hat. Natürlich ist jeder, dem Ihr über den Weg lauft, anderer Meinung. Und so müsst Ihr Euch erst mal aus den Klauen zwielichtiger Geldeintreiber befreien. Schließlich habt Ihr Euer stolzes Schiff auf Pump gekauft.

Doch auf Regen folgt nun mal Sonnenschein und so macht Euch ein Bediensteter der Queen ein verlockendes Angebot: Ihr sollt in Kapstadt einen gewissen Montgomery, seines Zeichens eloquenter Geheimagent ihrer Majestät, aufgabeln und nach Tooth Island bringen. Doch so leicht wie sich das Ganze anhört, ist es bei weitem nicht.

Gestrandet auf Tooth Island

Montgomery zerlegt erst einmal Euer geliebtes Schiff und da Ihr ja nun eh gerade auf Tooth Island gestrandet seid, könnt Ihr gleich mal dem ziemlich kleinen, aber um so fieseren Doktor T. und seiner attraktiven Handlangerin Amanda auf die Finger klopfen. Dieser versucht nämlich mit manipulierten Teepflanzen das PPPIRE (Ach, Sie meinen Empire!) in die Knie zu zwingen.

Was sich bislang ziemlich gewöhnlich liest, entpuppt sich beim Spielen als perfekt erzählte, spannende, wendungsreiche und äußerst amüsante Geschichte. Die Frankfurter von Deck13 haben einst bei den beiden Ankh-Abenteuern schon bewiesen, dass sie einiges an Humor zu bieten haben. Bei ihrem jüngsten Spross legt das deutsche Entwicklerteam noch mal Einiges drauf.

Fett weg

Die Geschichte um Jack entspinnt sich in zahllosen, herrlich amüsanten Dialogen und schicken Zwischensequenzen – und ist gespickt mit zahlreichen Anspielungen auf die jüngere Kino- und Spielehistorie. Von Der Herr der Ringe bis Star Wars bekommt jeder sein Fett weg. Einen guten Teil dazu tragen die vielen schrulligen Charaktere bei. Auf weit über 20 Figuren trefft Ihr im Laufe Eures Abenteuers und keine einzige davon ist unwichtig. Jede hat eine Aufgabe für Euch parat, die es zu bewältigen gilt.

Mann, Frau, Kind

Was die Rätseldichte angeht, ist Jacks Abenteuer ganz weit vorne. Um die 20 Stunden hält Euch das Spiel bei der Stange, ohne jemals langweilig zu werden. Alle Rätsel sind samt und sonders logisch nachvollziehbar und mit wachem Geist und offenen Augen lösbar. Nur ganz ganz selten lässt sich ein Rätsel nur durch ausprobieren lösen. Überall lassen sich in der Nähe versteckte Hinweise finden, oder ein anderer Charakter offenbart im Gespräch den einen oder anderen Tipp. Frustmomente sind immer selbst verschuldet. Und statt sich ständig über vermeintliche Sackgassen zu ärgern, lacht Ihr schon über den nächsten Gag. Wenn sich Jack zum Beispiel in ein viel zu enges Brautkleid zwängt und so als ziemlich hässliche Dragqueen den unter Gedächtnisverlust leidenden Bräutigam zu becircen versucht. Nur um wenig später die leicht verwirrte Braut per Bratpfanne wieder zur Vernunft zu bringen. Manche Rätsel warten dabei sogar mit verschiedenen Lösungswegen auf.

Und um noch mehr Abwechslung zu schaffen, schlüpft Ihr zwischendurch in die Haut der flotten Amanda und sucht in der Vergangenheit nach dem Ursprung ihrer Höhenangst. Dabei verliert Ihr nie das eigentliche Ziel aus den Augen: Doktor T. und seiner Affenbande Einhalt zu gebieten.

Alles so schön bunt

Technisch haben sich die Programmierer mächtig ins Zeug gelegt. Die Grafik ist mit ihrem Comiclook, den überzeichneten Charakteren, abwechslungsreichen Umgebungen und weichen Animationen perfekt gelungen und absolut stimmig. Selbst wenn die bereits bei Ankh zum Einsatz gekommene Engine nicht mehr ganz taufrisch ist, so bietet sie immer noch jede Menge Details, kräftige Farben und fein animierte Hintergründe. Getoppt wird das ganze nur noch durch die erstklassige Synchronisation: Deck13 hat sich nicht lumpen lassen und einige namhafte Sprecher engagiert. So wird Jack von David Nathan, der deutschen Stimme von Johnny Depp, gesprochen. Thomas Dannenberg, der normaler Weise seine Stimme John Cleese leiht, spricht den leicht trotteligen Agenten Montgomery. Selbst die Nebenrollen sind prominent besetzt. Und man merkt jeder einzelnen Textzeile an, dass die Sprecher ihr Handwerk verstehen.

Zudem: Jack sieht nicht nur gut aus und klingt fantastisch, er lässt sich problemlos durch die Gegend scheuchen. Ihr steuert Jack per einfacher Maussteuerung über die Insel. Dabei zeigt Euch der Mauszeiger an, ob Ihr einen Gegenstand mitnehmen oder lediglich untersuchen können. Dann genügt ein einfacher Klick und die gewünschte Aktion wird ausgeführt. Mitnehmen und untersuchen solltet Ihr ohnehin alles – hinter dem einen oder anderen Objekt verbirgt sich ja vielleicht ein Bonusgegenstand. Mit denen könnt Ihr verschiedene Extras freischalten, wie Figuren für ein Wachsfigurenkabinett. Lediglich die eine oder andere schlecht gewählte Kameraperspektive trübt das ansonsten rundum gelungene Spielerlebnis.

Fazit

Mit Jack Keane liefern die Jungs von Deck13 ihr bisheriges Meisterwerk ab. Den leicht tölpelhaften Helden Jack bei seinem Abenteuer auf Tooth Island zu begleiten bietet Spielspaß sondergleichen. Selten hat man in der letzten Zeit so viel zu lachen gehabt und wird dabei noch so gekonnt von einem Rätsel zum nächsten geführt. Dazu hört man den Sprechern noch gerne zu, wenn sie die witzigen Dialoge zum Besten geben. Fehler fanden sich im Test keine, was in Zeiten von Gothic 3 und Oblivion schon etwas ganz Besonderes ist. Und so bleibt als einziges Manko die nicht immer günstige Kameraperspektive.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Zurück zum Testarchiv
Was sagst Du dazu?
Zugehörige Spiele

Aktuelle Nachrichten

Werbung